Im Jahr 2002 wählen die BBC-Zuschauer Isambard K. Brunel zum zweitgrößten Briten aller Zeiten - gleich hinter dem ehemaligen Premierminister Winston Churchill. "Brunel baute das moderne Britannien und Britannien baute die Welt. Das heißt: Brunel erbaute die Welt", feiert ihn ein BBC-Moderator. Hans Magnus Enzensberger beschreibt Brunel in einer Ballade als arbeitswütig: "Der große Ingenieur war klein von Gestalt: ein Nervenriese. Manischer Frühaufsteher. Fünfzig Zigarren am Tag. Von einem Projekt zum anderen raste er (...) und schrie: 'Ich kann niemanden brauchen, der mir dreinredet. Ich brauche Werkzeuge!" Menschen, Maschinen, Geld - für Brunel alles nur Werkzeuge.Isambard Kingdom Brunel wird am 9. April 1806 in Portsmouth geboren. Kingdom ist der Mädchenname seiner englischen Mutter. Sein Vater Marc Brunel ist gebürtiger Franzose und Ingenieur. Als er 1825 unter der Themse den ersten Unterwassertunnel der Welt baut, übernimmt sein Sohn die Bauleitung. Isambard treibt die Arbeiter skrupellos an und stellt sie zur Schau: "Im trüben Gaslicht drängten sich die Touristen und starrten die Arbeiter an: halbnackt, viehisch, acht Meter tief unter der Themse. Tausend Ziegel pro Tag und Mann, bis zu den Knien im stinkenden Wasser", schreibt Enzensberger. Im Januar 1828 ertrinkt Brunel beinahe bei einem Wassereinbruch. Sechs Arbeiter sterben. "Abgesehen vom Verlust der sechs armen Teufel, war die ganze Geschichte das Risiko wert", schreibt Brunel in seinem Tagebuch.
1833 wird Brunel Chefingenieur der "Great Western Railway". Brunel lässt eine Bahnlinie mit der damals größten Spurweite bauen. Die Strecke führt von London zur Hafenstadt Bristol. "Warum sie nicht noch länger machen? Bauen Sie doch ein Dampfschiff, das nach New York fährt, und nennen es 'Great Western'!", fordert Brunel die Bahn-Direktoren auf. 1837 läuft die "Great Western" nach New York aus - das bisher größte und schnellste Dampfschiff. Sechs Jahre später folgt Brunels noch größere "Great Britain" - das erste Schiff ganz aus Metall. 1858 gelingt Brunel mit der "Great Eastern" eine weitere Innovation: Doppelte Schiffswand und Zellenbauweise sind seither Stand der Technik. Das Schiff ist über 40 Jahre lang das größte der Welt. Doch Brunel übernimmt sich mit dem Luxus-Liner: monatelange Verzögerungen, astronomische Kosten und mehrere Tote bei einem misslungenen Stapellauf. Von der Kesselexplosion bei der Jungfernfahrt hört Brunel im Krankenbett. Der 53-Jährige stirbt am 5. September 1859 in London. Sieben Jahre später wird die "Great Eastern" Geburtshelferin der globalen Kommunikation: Das transatlantische Telegraphenkabel von Europa nach Amerika wird aus dem Schiffsbauch abgespult. Nur Brunels Koloss kann das 7.000 Tonnen schwere und fast 4.000 Kilometer lange Kabel transportieren.Stand: 09.04.06