Stichtag

04. Oktober 2005 - Vor 30 Jahren: Fernuniversität Hagen wird eröffnet

Oliver Bierhoff ist glücklich. Stolz präsentiert der 34-jährige Ex-Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft 2002 sein Diplom von Deutschlands erster Fernuniversität in Hagen. 13 Jahre lang hat er hier Betriebswirtschaft studiert und mit einer Arbeit über "Die Bestimmung des Platzierungspreises von Aktien im Vorfeld einer Börseneinführung" abgeschlossen. Bierhof ist der typische Fern-Student: Ehrgeizig, zukunftsorientiert und mit vollem Terminkalender. Wegen seines Berufs ist er nicht in der Lage, an einer Präsenzuniversität zu studieren. Aber er hat auch jene Disziplin, die nötig ist, um die akademische Lehre am heimischen Schreibtisch in der Freizeit nachzuholen.Die Fernuniversität Hagen wird am 4. Oktober 1975 nach dem Vorbild der britischen "open university"gegründet. Sie soll dazu dienen, den steigenden Studentenzahlen der siebziger Jahre Herr zu werden. Umgerechnet 37 Millionen Euro ist NRW-Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) dies wert. Prinzipiell jeder soll unabhängig von seiner Zeugnisnote studieren können. "Ich möchte gerne, dass eine Abiturientin, die ein Abitur mit 3,2 gemacht hat und Ärztin werden möchte, einen Studienplatz bekommt, auch wenn ihr Nebenmann, der ein kleiner Einstein war und außerdem noch ein Streber, einen Anspruch anmeldet", fasst Rau die Ziele damals zusammen. Inzwischen allerdings ist die Fernuniversität Hagen zu einer Institution geworden, die es vor allem Berufstätigen erlaubt, in einer Art parallelem Bildungsweg eine neue Existenz zu begründen.

Oliver Bierhoff hat es geschafft. Alle zwei Wochen hat er den "Studienbrief" mit Aufsätzen, Aufgaben und Lösungen aus dem Briefkasten gefischt, den das eigene Logistikzentrum der Fernuni individuell für ihn zusammengestellt hat. Nur zur mündlichen Abschlussprüfung musste er nach Hagen reisen. Nicht zuletzt dank des Diploms kann Bierhoff erfolgreich als PR-Berater tätig sein. So weit (oder vielleicht nicht ganz so weit) wollen es anderen Fern-Studenten in Deutschland, aber auch in der Schweiz, in Ungarn, Lettland und Russland auch noch bringen. 44.000 sind momentan eingeschrieben.


Stand: 04.10.05