"Es war ein Verbrechen, durch eine 'Nur-für-Weiße'-Tür in Regierungsgebäuden zu gehen, ein Verbrechen, einen 'Nur-für Weiße'-Trinkbrunnen zu benutzen, ein Verbrechen, an einem 'Nur-für-Weiße'-Strand spazieren zu gehen, ein Verbrechen, in einem 'Nur-für-Weiße'-Bus zu fahren", schreibt Nelson Mandela in seiner Autobiographie. Die Symbolfigur der Anti-Apartheid-Bewegung ist Rechtsanwalt im einzigen Anwaltsbüro schwarzer Südafrikaner, als 1953 das Gesetz über getrennte öffentliche Einrichtungen erlassen wird. Die Apartheid teilt die südafrikanische Gesellschaft in privilegierte Weiße und praktisch rechtlose Nichtweiße - Schwarze, Farbige, Asiaten. Rund 30 Millionen Menschen werden mit zahlreichen Apartheidsgesetzen schikaniert. Die Ehe und sexuelle Beziehungen zwischen Weißen und Südafrikanern anderer Bevölkerungsgruppen sind verboten.Diese Eingriffe in die Privatsphäre werden "kleine Apartheid" genannt. Die Folge sind rüde Kontrollen, Verhöre und Razzien durch die Polizei - rund 40 Jahre lang. Dann ist die "kleine Apartheid" am Ende: Am 19. Juni 1990 hebt das weiße Parlament das Gesetz über die "Rassentrennung" in öffentlichen Einrichtungen und andere Bestimmungen mit großer Mehrheit auf. Staatspräsident Frederik Willem de Klerk erklärt: "Es ist Zeit, aus dem Zirkel der Gewalt auszubrechen und Frieden und Versöhnung zu suchen. Die schweigende Mehrheit sehnt sich danach."
Die schon seit 1910 praktizierte "Rassentrennung" ist 1948 zur offiziellen Regierungspolitik in Südafrika erklärt worden. 1950 installiert die weiße Minderheitsregierung mit einer Flut von Paragraphen die "große Apartheid": Ein Bevölkerungsregister erfasst jeden Südafrikaner nach Hautfarbe. Diese wird im so genannten "Passbuch" eingetragen und ständig kontrolliert. Schwarze dürfen nur in den elenden "Townships" weitab der weißen Städte leben. Von Beginn an leistet die schwarze Mehrheit Widerstand. Das Regime reagiert auf die Unruhen mit brutaler Gewalt und drakonischen Sicherheitsgesetzen. Die Auflehnung der schwarzen Befreiungsbewegungen dauert mehr als 40 Jahre. Dann gibt das weiße Establishment nach - auch unter dem Druck des Auslands. Im Februar 1990 wird Mandela nach 27 Jahren Haft freigelassen: "Freunde, Genossen und Mit-Südafrikaner, ich begrüße Euch im Namen von Demokratie und Freiheit für alle." Bis Ende 1991 werden auch die Gesetze der "großen Apartheid" schrittweise aufgehoben. Drei Jahre später finden die ersten demokratischen Wahlen statt. Mandela wird am 10. Mai 1994 als erster schwarzer Staatspräsident vereidigt.
Stand: 19.06.05