Stichtag

03. August 2005 - Vor 70 Jahren: Die Großglockner-Hochalpenstraße wird eröffnet

Der österreichische Rundfunk sendet live, Bundespräsident Miklas leitet die Zeremonie vor 150 internationalen Journalisten: Die Eröffnung der Großglockner-Hochalpenstraße am 3. August 1935 ist eine nationale Demonstration des politisch gefährdeten Österreich. Dass die deutsche Delegation dennoch mit den sonst verbotenen Hakenkreuzfahnen über die Passstraße fahren darf, ist eine Konzession an die erhofften deutschen Touristen. Umsonst: Adolf Hitler verhängt horrende Ausreisegebühren für Deutsche. Er will keine Unterstützung für die Alpenrepublik, sondern deren Anschluss.Am 3. August 1935 sieht Franz Wallack seinen Lebenstraum erfüllt. Er kämpft seit 1924 für den Bau der Straße, mit zwei Argumenten: Zwischen Brenner und Tauernpass liegen 156 Kilometer unpassierbare Alpen, die größte Lücke im Passstraßen-System. Außerdem soll die höchste Straße am höchsten Berg Österreichs ein Tourismusmagnet werden. Deshalb baut Wallack fürs Auge: Die Trasse ist 6 Meter breit, spektakulär an die Berge angepasst. Ihre 27 Kehren überwinden 2.000 Höhenmeter. Den höchsten Punkt, bisher Poneck genannt, tauft Wallack "Edelweißspitze" (2577 Meter), weil das poetischer klingt. Zum Gletscher des Großglockner führt eine Stichstraße.

Wallacks touristischer Traum erfüllt sich erst nach dem Krieg. Jetzt haben die Deutschen Autos und testen sie massenhaft auf der Hochstrecke. 1962 passieren 1,3 Millionen Fahrzeuge den Großglockner - ein bis heute nicht mehr erreichter Rekord. Später gerät die Straße in den Schatten der neuen Tunnel: Den Tauerntunnel passieren inzwischen alle zehn Tage so viele Autos wie Wallacks Wunderstraße im ganzen Jahr. Außerdem dauert die Saison am Großglockner nur von Mai bis Oktober. Im Winter bedecken Schneeberge die Straße, die in jedem Frühjahr neu ausgegraben wird. Die Räumfahrzeuge folgen Markierungen im Schnee. Dennoch ist die Straße, mit künstlichem Schaugletscher und Alpen-Museum versehen, nach Schloss Schönbrunn in Wien immer noch die am häufigsten besuchte Attraktion des Landes. Mittlerweile haben sie auch die Mountainbiker entdeckt: Für ihre Qual wird keine Maut verlangt.


Stand: 03.08.05