Angeblich dient die gemeinsame Expedition nur dem Test neuer Suchgeräte: Die Amerikaner haben einen neuen Tiefsee-Roboter mit Kameraaugen erfunden, die Franzosen ein Tiefsee-Sonar, mit dem man Gegenstände am Meeresgrund orten kann. Die Titanic, oft schon vergeblich gesucht, ist ein spektakuläres Objekt, um die Leistung der neuen Geräte zu demonstrieren. Am 1. September 1985 meldet Robert Ballard vom Forschungsschiff Knorr den Erfolg: Der Roboter Argo liefert Aufnahmen von einem Schiff, dessen Dampfkessel nur die der Titanic sein können. Im Promenadendeck leben Tiefseefische, um das Wrack herum liegen Weinflaschen.Das "Auftauchen" des legendären Schiffes 73 Jahre nach der Katastrophe vom 15. April 1912 zieht bald Unternehmer an, die den Mythos vermarkten. Ungenaue Angaben zum Fundort - die Tiefe wird zwischen 3.000 und 4.000 Metern angegeben, die Entfernung zwischen 600 und 700 Kilometern von Neufundland - hindern sie nicht. Vergeblich wünscht sich die letzte Überlebende des Untergangs, Eva Hart, dass man das Grab ihres Vaters und weiterer 1.516 Opfer in Ruhe lässt. 1987 birgt eine Tauchkapsel erstmals Gegenstände aus dem Ozeanriesen. 1994 erwirbt eine amerikanische Firma die Bergungsrechte, hebt Teile des Rumpfs und tausende von Devotionalien, die in Museen ausgestellt oder versteigert werden. Seit 1999 können Touristen in Tauchkapseln die Titanic besuchen - wenn sie gut 30.000 Dollar dafür zahlen. Aus einem geborgenen Parfüm-Flacon wird ein originaler "Titanic"-Duft kreiert.
Robert Ballard, der amerikanische Titanic-Entdecker, hat sich mit dem französischen Partner zerstritten, weil er den gemeinsamen Fund einseitig vermarktet und angeblich exklusive Bildrechte nicht achtet. Inzwischen ist Ballard selbst von der Plünderung und Zerstörung der Titanic entsetzt und kämpft für ihren Schutz. Seit 2003 gibt es ein internationales Titanic-Abkommen, dass die weitere Plünderung des gesunkenen Ozeanriesen verhindern soll.Stand: 01.09.05