11. Juli 1960 - Roman "Wer die Nachtigall stört" erscheint

Stand: 11.07.2020, 00:00 Uhr

Hat der schwarze Farmarbeiter Tom Robinson die junge Weiße Mayella vergewaltigt? In der fiktiven Kleinstadt Maycomb im US-Bundesstaat Alabama scheint zumindest die weiße, von rassistischen Ressentiments geleitete Bevölkerung felsenfest davon überzeugt zu sein.

In dem am 11. Juli 1960 erschienenen Roman "Wer die Nachtigall stört" der Schriftstellerin Harper Lee übernimmt der Politiker und Anwalt Atticus Finch Robinsons Verteidigung. Mit Hilfe der Indizienlage kann er belegen, dass ein anderer Tathergang viel wahrscheinlicher und nicht Robinso der Täter ist. Obwohl die Jury jetzt den Freispruch von Robinson beantragen müsste, spricht sie ihn trotzdem schuldig – weil er eben kein Weißer ist.

Der Roman "Wer die Nachtigall stört" erscheint (am 11.07.1960) WDR 2 Stichtag 11.07.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 09.07.2030 WDR 2

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Auf dem Spielplatz mit Truman Capote

Geboren wird Lee 1926 als Tochter eines Rechtsanwalts, demokratischen Senators und Verlegers einer Lokalzeitung in Monroeville, Alabama: Rechtsanwalt Atticus Finch aus "Wer die Nachtigall stört" trägt seine Züge.

Schon in jungen Jahren beginnt das als einzelgängerisch geltende Kind zu schreiben. Mit dem Schriftsteller Truman Capote verbindet sie eine Sandkastenfreundschaft: Später wird sie ihm bei der Recherche zu seinem – unter anderem ihr gewidmeten – Roman "Kaltblütig" helfen.

Jura-Studium und Chefredakteurin

1932 beginnt Lee ein Jura-Studium in Montgomery und in Tuscaloosa, wo sie Chefredakteurin einer Studentenzeitung wird und erste Texte veröffentlicht. 1949 bricht sie ihr Studium ab und zieht nach New York, um sich der Literatur – und dabei der Frage nach dem Zusammenhang von Rechtsprechung und gesellschaftlichen Gegebenheiten – zuzuwenden.

1957 scheitert Lee bei der Suche nach einem Verlag noch mit einem Manuskript von Kurzgeschichten, die schon die wichtigsten Protagonisten von "Wer die Nachtigall stört" enthalten. In den nächsten drei Jahren arbeitet sie diese Kurzgeschichten-Vorlage zum Roman um – und hat damit durchschlagenden Erfolg.

Drei Oscars für die Verfilmung

1961 erhält sie für das Buch den renommierten Pulitzer-Preis. Ein Jahr später wird der Roman mit Gregory Peck in der Rolle des Atticus Finch verfilmt. Drei Oscars sind die Folge – einer auch für Peck.  

In der Folge schreibt Lee vor allem Essays. 2007 wird sie in die American Academy of Arts and Letters gewählt. Sie stirbt 2016 im Alter von 89 Jahren in ihrer Geburtsstadt Monroeville. "Wer die Nachtigall stört" gehört längst zu den Klassikern der US-Literatur. Bisher verkaufte sich der Roman weltweit über 40 Millionen Mal.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Juli 2020 ebenfalls an den Roman "Wer die Nachtigall stört". Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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