2. April 1945 - Befreiung des Kriegsgefangenenlagers "Stalag 326"

Stand: 02.04.2020, 00:00 Uhr

In deutscher Kriegsgefangenschaft stirbt im Zweiten Weltkrieg etwa jeder 30. der französischen und britischen Soldaten. Von den sowjetischen Kriegsgefangenen sterben hingegen weit über die Hälfte. Das ist so gewollt.

Vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 hat Adolf Hitler vor Heerführern erklärt: "Wir müssen von dem Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken." Russen seien "Untermenschen". "Es handelt sich um einen Vernichtungskampf."

In der Senne gefangen

Gefangene Rotarmisten werden in Viehwaggons oder zu Fuß Richtung Westen gebracht - in ein "Stalag", ein "Stammlager" der Wehrmacht.

Eines der größten "Russenlager" entsteht im Sommer 1941 in Stukenbrock in der Senne, rund 20 Kilometer südöstlich von Bielefeld. Insgesamt durchlaufen etwa 300.000 sowjetische Gefangene das Durchgangslager "Stalag 326".

Stalang 236 in Stukenbrock befreit (am 03.04.1945) WDR 2 Stichtag 02.04.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 30.03.2030 WDR 2

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Kälte, Hunger, Fleckfieber

Viele von ihnen müssen in den Zechen des Ruhrgebiets schuften, wo sie aufgrund von Hunger, Krankheit oder Schikane sterben. Etwas besser dran sind in der Regel Gefangene, die bei Bauern als Zwangsarbeiter eingesetzt werden.

Als die ersten Gefangenen in Stukenbrock ankommen, gibt es keine Baracken und keine Latrinen. Die Gefangenen graben sich Erdlöcher. Den ersten Winter überlebt fast keiner von ihnen, wegen Kälte, Hunger und einer Fleckfieber-Epidemie.

Jagd auf Juden und Funktionäre

Als Baracken gebaut werden, verbessert sich die Lage nicht grundlegend. Die Gefangenen versuchen, sich von Baumrinde und Laub zu ernähren. Ein SS-Kommando macht Jagd auf Juden und sogenannte Politkommissare der Roten Armee.

Wer ausgesondert wird, kommt ins KZ Buchenwald. Dort werden geschätzt mehrere tausend Kriegsgefangene aus Stukenbrock mit einer Genickschussanlage ermordet. Ihnen wird vorgegaukelt, in dieser Anlage vermessen zu werden.

Befreit von US-Truppen

Am 2. April 1945 erreichen US-Truppen das "Stalag 326". Als ihre Panzer auf das Gelände rollen, ist das Kriegsgefangenenlager bereits weitgehend unter Kontrolle der knapp 9.000 Häftlinge.

Die deutschen Wachen haben sich kurz vor der Ankunft der Amerikaner auf den Wachtürmen verbarrikadiert - aus Angst, gelyncht zu werden. Nun geben sie ihre Waffen kampflos ab.

Verfolgt von Stalin

Die Befreiten werden in die Sowjetunion zurückgebracht. Etwa jeder dritte Rückkehrer kommt dort in Haft. Für Stalin gelten Sowjetsoldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten sind, als verdächtig.

Wie viele Menschen im "Stalag 326" gestorben sind, ist bis heute umstritten. Schätzungen gehen von 15.000 bis 65.000 Toten aus.

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