3. März 1930 - Heiner Geißler wird geboren

Stand: 03.03.2020, 00:00 Uhr

Eigentlich will Heiner Geißler Priester werden. Doch kurz vor der Weihe verlässt der 23-Jährige den Jesuiten-Orden. Er fühle sich außer Stande, die Gelübde Keuschheit und Gehorsam einzuhalten.

Stattdessen heiratet Geißler, wird Richter am Amtsgericht Stuttgart, tritt in die CDU ein und macht Karriere. 1967 macht ihn Parteifreund Helmut Kohl in Rheinland-Pfalz zum Sozialminister und lobt ihn später als "politisches Multitalent".

Harter Wahlkämpfer

Der am 3. März 1930 im schwäbischen Oberndorf am Neckar geborene Minister Geißler erfindet die bald bundesweit verbreiteten "Sozialstationen" und startet eine Kindergarten-Offensive.

1976 zieht die Union mit Kohl in den Bundestagswahlkampf. Der Slogan "Freiheit statt Sozialismus" stammt von Geißler. SPD-Kanzler Helmut Schmidt spricht von "unverschämter Beleidigung".

Generalsekretär der CDU

Nach der Wahl wird Kohl Oppositionsführer in Bonn und setzt Geißler als CDU-Generalsekretär durch. Dieser modernisiert die Partei und sorgt für mehr Mitglieder.

Als Kohl 1982 Kanzler wird, erhält der Schwabe zusätzlich den Posten des Bundesfamilienministers. Er regelt die Anerkennung für Kriegsdienstverweigerer neu, reformiert den Zivildienst und führt das Erziehungsgeld ein.

Heiner Geißler, Politiker (Geburtstag 03.03.1930) WDR 2 Stichtag 03.03.2020 04:16 Min. Verfügbar bis 01.03.2030 WDR 2

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"Seit Goebbels ..."

Kritisiert wird Geißler, als er in der Debatte über Stationierung von US-Atomwaffen die Sozialdemokraten als "fünfte Kolonne" Moskaus und die Grünen als "Volkssturm" der SPD bezeichnet.

Besonders umstritten ist seine Äußerung, der Pazifismus der 1930er Jahre habe "Auschwitz erst möglich gemacht". Für den SPD-Vorsitzenden Willy Brandt ist Geißler deshalb "seit Goebbels der schlimmste Hetzer im Land".

Verlust des Amtes

Ende der 1980er Jahre geraten Geißler und Kohl immer öfter aneinander. Der Generalsekretär ist dem Parteichef zu mächtig geworden. 1989 verliert Geißler das Amt und wandelt sich zum sozialen Gewissen der CDU.

1990 legt er einen Entwurf für eine multikulturelle Gesellschaft vor. 1996 plädiert er für ein Frauenquorum in der Partei. Im Spendenskandal der Ära Kohl bestätigt Geißler als erster prominenter CDU-Politiker die Existenz schwarzer Konten.

Kritik am System

2002 verlässt Geißler den Bundestag - und mahnt: "Die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer." Ursache sei das falsche Wirtschaftssystem. Statt sozialer Marktwirtschaft herrsche purer Kapitalismus.

2007 wird er Mitglied bei den Globalisierungskritikern von Attac. Bis zuletzt hält Geißler Vorträge und schreibt Bücher. Am 12. September 2017 stirbt er mit 87 Jahren in Gleisweiler in der Süd-Pfalz.

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