Wenn einer die Stimme des Ruhrgebiets war, dann er: Adolf Tegtmeier. Der Schauspieler hinter dieser Rolle heißt Jürgen von Manger, das wissen viele nicht. Selbst der Herner Kabarettpreis heißt nur: Tegtmeiers Erben. Denn in Herne lebte Jürgen von Manger den Großteil seines Lebens.
Sketche mit makabrem Hintergrund
Die Geschichte des Adolf Tegtmeier beginnt Anfang der 1960er-Jahre, Jürgen von Manger ist Jungschauspieler am Theater Gelsenkirchen. Beim WDR spielt er kleine Rollen im Schul- oder Kirchenfunk und unterhält seine Kollegen mit selbst geschriebenen Sketchen. "Aber sie sagten, wie sollen wir das an den Hörer bringen, wie sollen wir das garnieren? Das hat ja einen makabren Hintergrund", erinnert sich Jürgen von Manger.
Den NDR stört das nicht: 1961 läuft sein Sketch "Schwiegermuttermörder" an Silvester und wird völlig unerwartet ein Riesenerfolg.
Einer Obstverkäuferin in Herne auf den Mund geschaut
Doch der Mann mit der Ruhrgebietsschnauze stammt gar nicht aus dem Pott. Jürgen von Manger wird am 6. März 1923 in Koblenz geboren. Als er zehn Jahre alt, zieht die Familie nach Hagen. Seine Heimat wird später Herne, mitten im Ruhrpott. Seine Frau Ruth von Manger erinnert sich: "Die Geschichten lagen auf der Straße. Das war seine Formulierung. Da gab es ein Spezialgeschäft für Obst und Gemüse von einer richtigen Ruhrgebietsfrau. Und bei der hat er studiert, mehr oder weniger."
Einmal Tegtmeier, immer Tegtmeier
Jürgen von Manger spielt die Rolle des Adolf Tegtmeier so gut, dass sich die Figur verselbständigt. "Frau Tegtmeier sagte man zu mir. Ich hab' das nicht korrigiert. Und mein Mann hat immer mitgespielt. Wenn jemand sagte, Herr Tegtmeier, dann hat er auf Tegtmeier gemacht. Das war ein bisschen schizophren", sagt Ruth von Manger.
Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier wird zum erfolgreichsten Kabarettisten Deutschlands. Er veröffentlicht zwölf Schallplatten, zwei werden vergoldet. Und in "Tegtmeiers Reisen" erklärt er für das ZDF die Welt aus der Sicht des Ruhrpotts. Verstanden wird er überall.
Nach einem Schlaganfall ist das Sprachzentrum geschädigt
Den letzten Witz erzählt Jürgen von Manger im Jahr 1985. Da bewältigt er sein riesiges Pensum nur noch mit Hilfe von Medikamenten. "Er aß gerne Tabletten. Er wollte nicht krank sein", sagt Ruth von Manger. Ein Schlaganfall legt sein Sprachzentrum lahm, er tritt nie wieder auf. Jürgen von Manger stirbt 1994 mit 71 Jahren in Herne.
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