John F. Kennedy war einer, Hillary Clinton, Harald Schmidt. Und Neil Armstrong, das erzählen die Pfadfinder gern, soll bei seinem Mondspaziergang das Abzeichen des Weltpfadfinderverbandes unter seinem Weltraumanzug getragen haben.
Die Pfadfinderei haben sie einem britischen Soldaten zu verdanken, dem späteren Lord Sir Robert Baden-Powell. Und dem Krieg.
Beeindruckende 217 Tage verteidigt der Kavalleriegeneral Baden-Powell mit seiner Einheit 1899 die südafrikanische Kleinstadt Mafeking im Burenkrieg. BP, so nennen ihn die Kameraden, setzt einige Halbwüchsige der Stadt als Meldeläufer, Munitionsschlepper, Sanitäter und Kundschafter ein, in drei sechsköpfigen Teams. Ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Verlässlichkeit beeindrucken ihn. Hier hat er die Idee für sein Konzept des erlebnisorientierten Lernens: Wie wäre es, großstädtische, britische Kinder zu kundigen Botschaftern, scharfsinnigen Spurenlesern und treuen Kameraden auszubilden?
Uniformen sollen soziale Unterschiede verdecken
Alles beginnt am 29. Juli 1907 mit 22 Kindern in einem Zeltlager auf Brownsea Island in England. Auf der Insel vor der ostenglischen Küste bei Poole beginnt die Pfadfinderbewegung: zelten, Feuer ohne Zündhölzer machen, Knöpfe aus einem Schnürsenkel herstellen, Tiere und Pflanzen erkennen. Eingeladen hat der damals 50-jährige General Robert Baden-Powell.
Die Kinder tragen einheitliche Uniformen – nicht einer Autorität wegen, sondern um die sozialen Unterschiede zu verdecken: gleichfarbiges Hemd, kurze Hose, Kniestrümpfe, Halstuch und den vierfach eingebeulten Hut. "Wenn ihr andere Jungen verachtet, weil sie einer ärmeren Volksklasse angehören, so seid ihr hohle Protzen; wenn ihr andere Jungen hasst, weil sie zufällig reicher geboren sind und höhere Schulen besuchen, so seid ihr Narren", schreibt Baden-Powell in seinem Bestseller "Scouting for Boys".
Vom allerersten Zeltlager an setzt Baden-Powell auf klare Prinzipien: Die Pfadfinderbewegung ist nicht militärisch, nicht sektiererisch, nicht politisch. Und sie macht keine Klassenunterschiede.
"Be prepared!"
Ein halbes Jahr nach dem Probe-Camp erscheint Baden-Powells Werk als "Pfadfinderbuch" auch frei ins Deutsche übersetzt. Es ist eine Mischung aus Survival- und Lebensreformratgeber. In ihm formuliert er seine berühmten Lagerfeuergespräche und Leitgebote wie "Be prepared!"
Pfadfinder sind eher männlich und unauffällig
In Deutschland trifft die englische Pfadfinderbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Gruppierung der Wandervögel, eine Jugendbewegung, die es fern von Eltern und Staat in die Natur zieht.
Die Umstellung auf die Pfadfinderkluft ist nur ein kleiner Schritt – 1911 gründen die Scouts in Berlin den Deutschen Pfadfinderbund. Alle gesellschaftlichen Gruppen zieht es in Deutschland in den Wald, von links bis rechts, von evangelisch bis katholisch.
1920 veranstaltet Robert Baden-Powell das erste internationale Jamboree, was unter Indianern und Scouts so viel bedeutet wie friedliches Treffen aller Stämme. 8.000 Menschen kommen nach London, aus 27 Staaten.
Heutige Pfadfinder in Deutschland sind nach Meinung von Jugendforschern wie Klaus Hurrelmann im Durchschnitt männlich, zehn bis elf Jahre alt, eher unauffällig, leistungsorientiert, bereit, sich anzupassen und nicht sehr konsumfreudig. Doch auch viele Mädchen machen mit. Fast 250.000 Pfadfinder in Deutschland sind bereit, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen.
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Stichtag am 30.07.2017: Vor 70 Jahren: Geburtstag von Arnold Schwarzenegger