Krankenversorgung, Forschung, Lehre - die Universitätsklinik in Aachen bündelt medizinische Theorie und Praxis in einem monströsen Bauwerk. Es ist 257 Meter lang und 134 Meter breit. 24 Treppenhaus-Türme ragen über den neungeschossigen Bau hinaus.
Geplant wird das Klinikum ab 1968, drei Jahre später ist Baubeginn. Mit Stahlbeton, sichtbarem Röhrensystem und knalligem Rot ist der Komplex ein Vertreter des "Brutalismus", einem Architekturstil der Moderne - zu dem auch das Centre Pompidou zählt. Die Bezeichnung kommt vom französischen Wort für Rohbeton: "béton brut".
Vier Mal so teuer
Um Neuerungen in Technik und Medizin berücksichtigen zu können, verlaufen Planung und Bau teilweise gleichzeitig. "Die Synchronplanung ist ja eine neue Methode, einen riesigen Bau zu erstellen", sagt 1979 der damalige NRW-Ministerpäsident Johannes Rau, der noch als Wissenschaftsminister das Projekt mit angestoßen hatte.
Diese Vorgehensweise dauert und geht ins Geld. Es werden mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse eingerichtet, weil alles viel teurer wird. Die Baukosten vervierfachen sich insgesamt auf über zwei Milliarden D-Mark (über eine Milliarde Euro).
Unter Denkmalschutz
Ab 1982 stehen die ersten Fakultätsräume zur Verfügung. Am 19. Dezember 1983 werden die ersten der damals 34 Kliniken bezogen. Bis heute verlaufen sich Patienten und Besucher immer wieder. Längst gibt es weitere Bauten, weil Forschung und Medizin mehr Platz brauchen.
Seit 2008 steht das Aachener Uniklinikum der RWTH unter Denkmalschutz. Es gilt als bedeutendster deutscher Vertreter der High-Tech-Architektur der 1970er Jahre - auch wenn der Bau vom Aachener Publikum zunächst als "Fabrik", "Raffinerie" und "Unikum" bezeichnet worden ist.
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