Am Samstag (10.08.2024) hatte Schalkes Ron Schallenberg einen kurzen Arbeitstag. Nur etwas über 45 Minuten stand der defensive Mittelfeldmann beim 1:3 (1:0) in Nürnberg auf dem Platz, dann schickte ihn Schiedsrichter Nicolas Winter mit Gelb-Rot (45.+4) unter die Dusche. In Hälfte zwei verlor Schalke in Unterzahl den Zugriff, Nürnberg drehte das Spiel.
Die Schalker werden nun Einspruch gegen die Ein-Spiel-Sperre von Schallenberg einlegen. Das teilte der Ruhrpottklub am Sonntag mit. Schiedsrichter Nicolas Winter habe seinen Fehler eingeräumt, schrieb S04 auf der Plattform X. Die doppelte Bestrafung - Platzverweis und Sperre - sei daher nicht angemessen. Aufgrund der Regularien hat der Einspruch allerdings kaum Aussicht auf Erfolg.
Kapitän Karaman: "So eine Fehlentscheidung kotzt mich an"
Was war passiert? Der Platzverweis gegen Schallenberg war aus Sicht der "Königsblauen" die Schlüsselszene. Kapitän Kenan Karaman sagte zum Pfiff von Schiedsrichter Nicolas Winter am Sportschau-Mikrofon: "Wir dominieren die Nürnberger komplett. Ich glaube, wir haben jeden Zweikampf gewonnen. Dann die Rote Karte - für mich eine absolute Fehlentscheidung. Das macht uns das ganze Spiel kaputt."
Schallenberg konnte die Ampelkarte nach dem Zweikampf mit Caspar Jander ebenfalls nicht nachvollziehen. "Das war auf gar keinen Fall ein Foul von mir", sagte der 25-Jährige und fügte an: "Diese Aktion hat das Spiel maßgeblich verändert."
Risswunde bei Schallenberg oberhalb des Knöchels
Schallenberg erlitt bei dem Zweikampf selbst eine Risswunde oberhalb des Knöchels. Auf Instagram postete er noch aus der Kabine ein Bild. Schallenberg entschuldigte sich zunächst für die unnötige erste Gelbe Karte wegen Meckerns (41.), kritisierte aber die Fehlentscheidung: "Sorry an alle Schalker, die erste darf mir nicht passieren. Die zweite ist trotzdem einfach falsch."
Im Duell mit Jander, der ebenfalls schon mit Gelb vorbelastet war, hatte nicht Schallenberg, sondern der Nürnberger den Fuß draufgehalten und den Schalker kräftig gestempelt. Schallenberg hatte hingegen bei der Szene zurückgezogen, wie auf den TV-Bildern zu erkennen war.
Schiedsrichter Winter räumt Fehler ein
"Ich habe die Bilder nach dem Spiel natürlich auch gesehen. Und ganz klar: Ich würde nicht noch einmal so entscheiden und Schallenberg Gelb-Rot zeigen", räumte Schiedsrichter Winter nachher gegenüber der "Bild" selbstkritisch ein. Auf dem Feld sei er von seiner Entscheidung überzeugt gewesen. "Auch, wenn es nichts mehr hilft: Ich verstehe den Ärger der Schalker, die sich alle nach Abpfiff uns gegenüber übrigens absolut sportlich fair verhalten haben."
Auch Jander sah tatsächlich noch Gelb-Rot (67.), doch das änderte an der Schalker Niederlage nichts mehr. Die Hoffnung der Gelsenkirchener auf den perfekten Start nach dem überzeugenden Auftaktsieg gegen Eintracht Braunschweig (5:1) erfüllte sich nicht.
VAR durfte bei Gelb-Roter Karte nicht eingreifen
Sportdirektor Marc Wilmots wünscht sich daher, dass in so einer spielentscheidenden Situation künftig auch der VAR eingreifen darf. "Es wäre sinnvoll, die Regeln dahingehend anzupassen", sagte der Belgier. Jeder mache Fehler, auch Schiedsrichter.
Das passiere, so Wilmots: "Deshalb wäre es gut gewesen, wenn man ihn in dieser Situation hätte unterstützen dürfen." Dies war den Regeln entsprechend aber nicht möglich, weil es nur um eine Gelbe Karte (bzw. damit Gelb-Rot) ging.