Schalke 04: Erleichterung im Niemandsland

Stand: 18.09.2023, 09:37 Uhr

Der FC Schalke 04 hat sich den spektakulären Sieg gegen den 1. FC Magdeburg hart erkämpft. Doch ist das Team von Trainer Thomas Reis gut genug, den Aufstieg zu schaffen? Noch spricht wenig dafür.

Von Jörg Strohschein

Es ist eine immer währende Diskussion, die nun auch den FC Schalke 04 ereilt hat: Ist das Glas nun halb voll, oder doch eher halb leer? Nach dem spektakulären Erfolgserlebnis gegen den 1.FC Magdeburg, als die Mannschaft von Trainer Thomas Reis erst ein 0:2 und später ein 2:3 in geradezu berauschender Weise noch in einen 4:3-Sieg verwandeln konnte, stellte sich manch ein Besucher der Schalker Arena eben diese Frage.

Natürlich herrschten erst einmal große Erleichterung und Freude am Berger Feld. Denn für einen solch hart erkämpften Sieg gebührte den Spielern Anerkennung. Doch gleichzeitig sind auch Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Teams begründet.

Reis ohne konkrete Antworten

Denn diese Partie warf ein neues Thema auf: Wie konnte sich diese Schalker Mannschaft, die sich ja selbst zum Aufstiegskandidaten deklariert hat, in den ersten 30 Minuten so sehr von einem Aufsteiger vorführen lassen?

"Uns wurde sehr viel vorgeworfen, was Mentalität und Klima in der Mannschaft angeht. Heute habe ich eine Mannschaft gesehen, die alles gegeben hat", sagte Reis später erleichtert und mit einer Spur Genugtuung im Unterton garniert. Der 49-Jährige fühlt sich schließlich schon seit einigen Wochen einigermaßen ungerecht behandelt und äußerte schon öffentlich seinen Unmut ("Das ist wieder das alte Schalke"), als nach dem verpatzten Saisonstart Kritik aufkam.

Der Schlussfolgerung Reis' zum Spiel war grundsätzlich nicht zu widersprechen. Eine konkrete Antwort konnte der Trainer auf die anfänglichen Ausfallerscheiningen seiner Mannschaft aber auch nicht geben. "Das ist immer schwer zu sagen. Man sieht, was für ein Druck auf dem Kessel ist", sagte Reis. Offenbar geht seinen Spielern derzeit die nötige Leichtigkeit ab. Die Erwartungen an die Spieler lasten schwer auf ihren Schultern.

Drittschlechteste Abwehr

Die Einstellung der Schalker Profis stimmte indes bisher in so gut wie allen sechs Partien in dieser Saison. Allerdings ist der Ertrag dafür eher überschaubar. Mit sieben Punkten (zwei Siege, ein Remis) ist das Mittelfeld-Niemandsland der 2. Liga die bittere Realität - und die Defizite sind unübersehbar.

Ein wesentlicher Grund für die ungenügende Punktausbeute: Mit bereits zwölf Gegentreffern in sechs Partien stellen die Schalker derzeit das drittschlechteste Team in dieser Wertung dar. Glück für den S04, dass die Offensive mit elf Treffern (zweibester Wert) bisher gut funktioniert.

Nur Kampf und Leidenschaft reichen nicht

Zudem sind die spielerischen Mängel gegen eher defensiv eingestellte Gegner - Ausnahme Magdeburg - ein wesentlicher Knackpunkt. Neben einer von Reis vorgegebenen taktisch eher passiven Herangehensweise gibt es enorm viel Verbesserungspotenzial. In nahezu allen weiteren statistischen Erhebungen in der laufenden Saison (Passquote, Ballbesitz, Gewonnene Zweikämpfe, Laufdistanz, Intensive Läufe) befindet sich die Schalker Mannschaft momentan jeweils im Mittelfeld der Liga.

Von einem Spitzenteam ist der S04 in der 2. Liga - bis auf das Tore erzielen - weit entfernt. Nur mit Kampf und Leidenschaft werden die Schalker ihre (Aufstiegs-) Ziele nicht erreichen. Es besteht noch in zu vielen Bereichen viel Raum für Verbesserungen für Reis und seine Spieler.