Nach "Flitterwochen" mit dem BVB - Lübeck erste Pokalhürde für Sahin

Stand: 15.08.2024, 20:46 Uhr

Nuri Sahin gibt in der ersten DFB-Pokalrunde gegen den 1. FC Phönix Lübeck sein Pflichtspieldebüt als Trainer von Borussia Dortmund. Noch erscheint alles rosarot.

Die alte Liebe ist bei Nuri Sahin längst neu entflammt, in seinem Bauch tanzen die schwarzgelben Schmetterlinge - noch. "Wir sind in den Flitterwochen", sagte der neue Trainer von Borussia Dortmund vor seinem Pflichtspieldebüt im DFB-Pokal. Im eiskalten Fußballgeschäft aber verfliegt der wunderbare Zauber eines Anfangs nur zu schnell: "Es werden die ersten harten Entscheidungen kommen, dann müssen wir zusammenbleiben."

2.289 Tage nach seinem letzten Bundesligaspiel für den BVB bekommt Sahin am Samstag (18 Uhr) eine größere Bühne als erwartet. Der Regionalligist 1. FC Phönix Lübeck zieht für das Erstrundenspiel gegen den Champions-League-Finalisten ins Stadion des Hamburger SV um. "Wir wollen DFB-Pokalsieger werden", sagte Sahin in der Pressekonferenz vor dem Spiel.

BVB-Trainer Nuri Sahin vor Erstrundenduell - "Wir wollen Pokalsieger werden" Sport 15.08.2024 01:33 Min. Verfügbar bis 15.08.2025 WDR

Sahin schwärmt von Neuzugängen Beier und Groß

Vorab sprach der 35-Jährige, ja, der immer noch erst 35-Jährige, wie ein Junge unter dem Weihnachtsbaum, dem das Christkind sämtliche Wünsche erfüllt hat. Der BVB rühmt sich mit seiner Bilanz "fünf von fünf" - alle Spieler, die der Verein unbedingt haben wollte, so sagen die Verantwortlichen, seien auch gekommen.

Zuletzt war das Nationalstürmer Maximilian Beier, von dem Sahin geradezu schwärmt: "Da mache ich kein Geheimnis draus. Er war mein absoluter Wunschspieler." Ein cooler Typ, ein Schlitzohr, lustig, einer, der viel Qualität bringe, Tiefe und Schnelligkeit. Kurz: "Er hat alles, was du offensiv brauchst."

Beim Thema Pascal Groß ging es so weiter, der Nationalspieler soll auf der Sechserposition einbringen, was dem BVB bisher fehlte: mehr Strategie und Kreativität. "Ich habe schon am Telefon gespürt: Ich rede mit einem Fußballer, mit jemandem, der Ahnung von der Materie hat", sagte Sahin. "Er war der Spieler, den wir unbedingt haben wollten. Ich bin extrem glücklich, dass er hier ist."

Süle wohl wieder in Bestform

Flitterwochen, eben. Die alte Liebe hat ihrem neuen Trainer den rosaroten Teppich ausgerollt. Serhou Guirassy, vom VfB Stuttgart gekommen, war vergangene Saison einer der Topstürmer der Bundesliga, so konnte der Verein Niclas Füllkrug für viel Geld entspannt gen England ziehen lassen. Innenverteidiger Waldemar Anton kam vom VfB gleich mit, er schließt die Lücke, die der Abschied von Mats Hummels riss. 

Wieder "voll im Saft": Niklas Süle. | Bildquelle: IMAGO/Steinbrenner

Niklas Süle scheint zudem wieder in Bestform zu sein, er sprach zuletzt offen über mentale Probleme während der vergangenen Saison. Er habe "den Menschen Niklas Süle kennengelernt", sagte Sahin, "er weiß selbst, dass er nicht zufrieden sein konnte". Der Innenverteidiger könnte eine Art interner Zugang sein. Neu ist auch der brasilianische Rechtsverteidiger Yan Couto, der ebenfalls eine sinnvolle Kader-Ergänzung ist.

Schon fast 50.000 Karten abgesetzt

Die namhaften Zugänge des BVB dürften auch Lübecks Trainer Christiano Adigo vom Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck nicht entgangen sein. Nicht nur deshalb sieht sich Lübeck in der Rolle des krassen Außenseiters. "Das ist schon ein Brett, was auf uns zukommt", sagte Adigo. Für eine Sensation müsse viel zusammenkommen. "Man kann nur hoffen, dass die Borussia Phönix Lübeck unterschätzt."

Zwei Tage vor dem Spiel in Hamburg waren bereits 49.700 Tickets abgesetzt worden. 16.000 Karten gingen an den Bundesligisten aus Dortmund, 3.000 waren für die Lübecker reserviert. Das Volksparkstadion hat 57.000 Plätze, 10.000 davon sind HSV-Fans vorbehalten.

Die Vermietung gefällt nicht jedem Anhänger des Hausherrn Hamburger SV. Während des Zweitliga-Spiels gegen Hertha BSC am vergangenen Samstag protestierten einige mit Plakaten dagegen. "Bei Donezk noch auf Wohltäter gemacht. Bei Phönix nur an die Asche gedacht. Unser Stadion ist kein Airbnb, ihr Geier!", schrieben Ultras auf ein Banner. Schon für die Champions-League-Spiele hatte der HSV dem ukrainischen Topklub Schachtar Donezk das Stadion zur Verfügung gestellt.