8. April 2013 - Margaret Thatcher stirbt in London

Als sie Premierministerin in Großbritannien wird, ist sie die erste europäische Regierungschefin. Die "Eiserne Lady" verhilft dem Neoliberalismus zum Durchbruch - und polarisiert bis heute.

"Ich weiß, dass ich Großbritannien retten kann und dass nur ich dazu in der Lage bin!" Dieser vor Selbstbewusstsein strotzende Satz von Margaret Thatcher lässt ahnen, warum sie als "Eiserne Lady" in die Geschichte eingeht. Am Ende hat sie zwar als britische Premierministerin die Wirtschaft ihres Landes gerettet, aber um den Preis der Spaltung der Gesellschaft.

Margaret Thatcher, brit. Regierungschefin (Todestag, 08.04.2013) WDR ZeitZeichen 08.04.2023 14:56 Min. Verfügbar bis 08.04.2099 WDR 5

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Herkunft aus der Mittelschicht

Als Margaret Hilda Roberts wird sie am 13. Oktober 1925 in Grantham, Lincolnshire geboren. Ihr Vater ist Kolonialwarenhändler, die Mutter Schneiderin. Nach ihrem Chemiestudium arbeitet sie zunächst in der Industrie. Die Ehe mit dem wohlhabenden Unternehmer Denis Thatcher gibt ihr die Freiheit, auch noch Jura zu studieren.

1959 zieht sie ins britische Parlament ein, macht Karriere in der konservativen Partei und wird 1970 Bildungsministerin. In der Opposition übernimmt sie die Parteiführung der Tories und führt sie als Spitzenkandidatin im Mai 1979 zum Wahlsieg.

Der Mann hinter der erfolgreichen Frau

Eine Frau als Regierungschefin - das ist nicht nur ein Novum in Großbritannien, sondern in ganz Europa. Ihr Ehemann Denis hält ihr den Rücken frei und bietet den Vorurteilen Paroli: Wer hat bei Ihnen die Hosen an, wird er nach der Wahl gefragt. "Na, ich natürlich - und deshalb bügele ich sie auch!"

Rosskur für die Wirtschaft

Als Thatcher die Amtsgeschäfte übernimmt, liegt die Inflation bei 29 Prozent, die Staatsbetriebe sind marode, die Arbeitslosigkeit hoch. Jahre später hat Thatcher viele Staatsbetriebe privatisiert, das Steuersystem zugunsten der Wohlhabenden reformiert, die Macht der Gewerkschaften gebrochen und die Arbeitslosigkeit weiter in die Höhe getrieben. Ihre Popularität ist im Sinkflug.

Der Falkland-Krieg

1982 eskaliert ein seit Jahrzehnten schwelender Konflikt um die Falklands, eine Inselgruppe vor Argentinien, die von mehr Schafen als Menschen bewohnt wird. Argentinien besetzt das britische Überseegebiet und Thatcher schickt die Marine zur Rückeroberung. Am Ende gewinnt sie den Krieg, die Zustimmung der britischen Massen und die nächste Unterhauswahl.

Bis zu ihrem Rücktritt 1990 kann sie in drei Amtszeiten die Politik in Großbritannien und weit darüber hinaus prägen. Ihre enge Beziehung zu dem konservativen US-Präsidenten Ronald Reagan verhilft dem Neoliberalismus mit seiner Marktorientierung und Staatsferne zum Durchbruch in der westlichen, kapitalistischen Welt.

Nach mehreren Schlaganfällen 2000 und 2001 und beginnender Demenz zieht sich Thatcher aus der Öffentlichkeit zurück. Sie stirbt am 8. April 2013 in London.

Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Meyer
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 08. April 2023 an Margaret Thatcher. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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