17. März 1968 - Bericht über Verbrechen an Indigenen in Brasilien

In den 1960er-Jahren untersuchen der brasilianische Staatsanwalt Jader de Figueiredo und seine Mitarbeiter, wie der brasilianische Staat seine Ureinwohner schützt. Ihre Erkenntnisse sind schockierend.

Anfang der 1960er Jahre machen parlamentarische Anfragen Brasilien aufmerksam auf die Arbeit der SPI. Die 1910 gegründete Behörde sollte die Ureinwohner schützen, wenn nötig mit medizinischer Hilfe versorgen, sie aber auch in die Gesellschaft integrieren.

Massenmord an Brasiliens Indigenen: Der Figueiredo-Report (März, 1968) WDR ZeitZeichen 17.03.2023 14:22 Min. Verfügbar bis 17.03.2099 WDR 5

Download

Aber die Schutzbehörde ist eine Institution der Ausbeutung, Verfolgung und Ausrottung. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht des Staatsanwalts Figueiredo.

Tausende Indigene unter Mitarbeit nationaler Behörde ermordet

Auf einer Pressekonferenz im März 1968 erklärt die brasilianische Regierung, Tausende Indigene seien unter Mitarbeit der SPI getötet worden, das wahre Ausmaß der kriminellen Aktivitäten verschweigt sie. Erst internationale Veröffentlichungen berichten über die Gewalt gegen die brasilianischen Indigenen.

Ein Katalog der Grausamkeiten

Fünf Monate lang wird 1967 ermittelt, man besucht 130 Außenposten der SPI, Reservate der Indigenen, legt dabei 16.000 Kilometer zurück. Die Untersuchungen reichen Jahrzehnte zurück. Die Ermittler benennen die Täter und ihre Taten in alphabetischer Reihenfolge. Die 30 Bände und über 7.000 Seiten des " Figueiredo-Report" sind ein Katalog der Grausamkeiten, der von Massenmord, Folter, Sklaverei, sexuellem Missbrauch und Landraub berichtet.

Mit dem Land wird den Menschen die Seele genommen

Die Liste der Verbrechen ist lang: Folter, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Vergewaltigung, illegale Landnahme.

Indigene Völker brauchen ihr Land zum Überleben. Es ist wie ihr Supermarkt und ihre Kirche. Sie haben eine sehr starke, tiefe spirituelle Beziehung zu ihm. Mit dem Land wird den Menschen die Seele genommen. Menschenrechts-Aktivistin Fiona Watson, Forschungsleiterin bei Survival International

Und der Figueiredo Report deckt all diese Verbrechen auf.

Straffreiheit und ein dubioses Feuer

Direkt nach dem Ende der Untersuchung wird die sogenannte Schutzbehörde im November 1967 geschlossen, Mitarbeiter werden entlassen, Strafverfahren eingeleitet und Generalstaatsanwalt Figueiredo bezweifelt,

dass von den über 800 Angestellten der Organisation auch nur zehn völlig freigesprochen werden könnten. Staatsanwalt Jader de Figueiredo

Trotz internationaler Proteste kommt es zu keiner Strafverfolgung, angeblich wird der Bericht kurz nach seiner Veröffentlichung bei einem Brand im Landwirtschaftsministerium vernichtet. Erst 2012 wird er fast vollständig in Rio de Janeiro wiederentdeckt.

Autoren des Hörfunkbeitrags: Veronika Bock und Ulrich Biermann
Redaktion: Matti Hesse/David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. März 2023 an den Bericht zu Verbrechen an brasilianischen Indigenen. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

ZeitZeichen am 18.03.2023: Vor 120 Jahren: Geburtstag des Zeichners "e.o. plauen", Erfinder der Vater-und-Sohn-Geschichten.