11. März 1907 - Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke wird geboren

Stand: 02.03.2022, 13:05 Uhr

Er ist der führende Kopf der Widerstandsgruppe "Kreisauer Kreis": Helmuth James Graf von Moltke lehnt den Nationalsozialismus von Anfang an ab - anders als viele Angehörige des Adels.

Mit Entsetzen registriert der Jurist Helmuth James Graf von Moltke nach Hitlers Machtübernahme den permanenten Rechtsbruch als Grundlage staatlichen Handelns. Ab 1934 arbeitet der Anwalt in einer auf internationales Recht spezialisierte Kanzlei in Berlin und unterstützt Juden bei ihrer Auswanderung.

Helmuth James Graf von Moltke (Geburtstag am 11.03.1907) WDR ZeitZeichen 11.03.2022 14:12 Min. Verfügbar bis 11.03.2099 WDR 5

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Moltke ist oft in Großbritannien, um ein weiteres juristisches Studium zu absolvieren. Seine Kontakte zu Juristen und Diplomaten nutzt er, um vor einer Politik des Appeasement, also der Beschwichtigung Hitlers, zu warnen.

Liberale Mutter

Als 1938 im Münchner Abkommen faktisch die Auslieferung der Tschechoslowakei an das Deutsche Reich beschlossen wird, prognostiziert Moltke: "Wenn dieser Kontinent eine Zeit lang unter der Herrschaft der Nazis gerät, wird die Zivilisation, die in Jahrhunderten aufgebaut worden ist und letztlich auf dem Christentum und der Klassik fußt, verschwinden."

Geboren wird Helmuth James von Moltke am 11. März 1907 auf dem Familiengut im schlesischen Kreisau. Erworben hatte es sein Urgroßonkel, Feldmarschall Helmuth von Moltke nach seinem Sieg bei Königgrätz. Geprägt wird Helmuth James von seiner Mutter, die für ein liberales und weltoffenes Elternhaus sorgt.

Heterogene Gruppe

Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wird Moltke als Völkerrechtsexperte zum "Amt Ausland/Abwehr" des Oberkommandos der Wehrmacht dienstverpflichtet. Einmal kann er durchsetzen, dass internierte polnische Soldaten ihren Kriegsgefangenenstatus erhalten - und ihnen vorerst Zwangsarbeit und Konzentrationslager erspart bleiben.

Im Sommer 1940 beginnt Moltke, andere Nazigegner zu versammeln. Er achtet auf eine heterogene Zusammensetzung: Protestanten und Katholiken, Kapitalisten und Sozialisten. In drei Zusammenkünften in Kreisau verständigen sie sich 1942 und 1943 auf ein Programm für die Zeit nach Hitler.

Demokratie als Ziel

Ziel ist eine demokratische Neuorientierung Deutschlands innerhalb einer europäischen Konföderation. Moltke skizziert einen Staatsaufbau von unten nach oben - auf der Basis "kleiner Gemeinschaften". An der Bestrafung der Nazi-Täter sollen sich auch Deutsche beteiligen.

Uneinig ist man sich in der Frage eines Anschlags auf Hitler. Der tiefgläubige Protestant Moltke ist strikt dagegen, auch weil er keine neue Dolchstoßlegende provozieren will.

Im Januar 1944 wird der Jurist festgenommen, weil er einen Bekannten vor einer drohenden Verhaftung gewarnt hat. Nach einem Jahr in Haft wird Helmuth James Graf von Moltke zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 in Plötzensee gehenkt.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Almut Finck
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. März 2022 an Helmuth James Graf von Moltke. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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