Ende der Endlichkeit – Weiterleben in der digitalen Welt?

Der Verlust eines geliebten Menschen ist ein einschneidendes Ereignis. Und ein Geschäftsmodell. Durch Künstliche Intelligenz lassen sich verstorbene Personen nachahmen. Ein Weiterleben im Digitalen ist möglich. Und ein neues Geschäft. Faszination, Irritation oder Ablehnung. Was überwiegt bei Ihnen? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch.

Heute startet die Dokumentation "Eternal You" in den deutschen Kinos. Der Film zeigt, wie Start-ups mithilfe von Künstlicher Intelligenz Avatare von Verstorbenen erstellen. Trauernde finden in der digitalen Simulation Merkmale des Verstorbenen. Die Stimme, die Vorlieben, die Ausdrucksweise. Auch virtuelle Bilder können so montiert werden. So etwas kann die KI. Damit beschreiten die Software-Entwickler ein neues Feld. Und sie überschreiten möglicherweise ethische Schranken.

Für die Unternehmen ist es ein Geschäftsmodell. Eines, das die Sehnsucht und die Wünsche der Hinterbliebenen nutzt. Ganz unverblümt ist die Bezeichnung: Die Geschäftsidee wird in den USA "Death Capitalism" genannt. Neuland für uns alle. In wenigen Jahren vielleicht eine Selbstverständlichkeit. Wie stehen Sie dazu, ganz am Anfang der Entwicklung?

Noch einmal mit einem geliebten Menschen sprechen zu können nach dessen Tod – für einige ist das ein großer Wunsch. Eine KI kann das zumindest nachahmen. Andere wollen vielleicht etwas von sich für ihre Hinterbliebenen zurücklassen. Viele Menschen fremdeln aber mit dieser Vorstellung, finden das gruselig oder futuristisch – weil die Endlichkeit des Lebens, die Endgültigkeit des Todes scheinbar ins Wanken gerät.

Auch aus psychologischer und ethischer Sicht sind viele Fragen offen: zum Beispiel, ob der Trauerprozess dadurch negativ beeinflusst wird, Menschen mit dem Tod von Nahestehenden nicht richtig abschließen können. Kritiker:innen weisen auch auf Risiken durch Manipulation der Künstlichen Intelligenz hin.

Viele sagen wohl nein zu der Entwicklung, aber würden Sie die Technik tatsächlich nicht nutzen? Der Tod ist immer auch ein Geschäft. In der analogen Welt sind es die Bestatter, Grabredner oder Gastronomen, die ihre Dienste anbieten. Ist das vegleichbar mit dem "Angebot", den Verstorbenen nachzuahmen durch die KI? Eine gute Geschäftsidee wird sich durchsetzen. Braucht es Regeln oder Verbote? Schließlich sind Menschen in Trauer auch für (falsche) Hilfe empfänglich. Ist es für Sie eine beruhigende Vorstellung, dass durch diese Programme den Hinterbliebenen etwas von Ihnen bleibt? Wird Trauern dadurch erleichtert oder erschwert?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Moritz Riesewieck, Regisseur des Films "Eternal You"
Redaktion: Willi Schlichting und Julia Lührs

Ende der Endlichkeit: Weiterleben in der digitalen Welt? WDR 5 Tagesgespräch 20.06.2024 46:15 Min. Verfügbar bis 19.06.2025 WDR 5

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