Leistung schützt nicht vor Armut

Armut kann alle treffen, zu jeder Zeit. Die gängige Denkweise: wer sich genug anstrengt, schafft es raus aus der Not – oder gerät gar nicht erst hinein, hält Sirkka Jendis für falsch. Die Geschäftsführerin der Tafeln in Deutschland kritisiert, dass die Politik zu wenig gegensteuert.

In Deutschland sind 14,2 Millionen Menschen arm, das sind 16,8 Prozent, so der jüngste Paritätische Armutsbericht. Als einkommensarm gilt eine Person, die weniger als 1.247 Euro im Monat zur Verfügung hat. Für Alleinlebende mit Kind oder Paare liegt die Grenze etwas höher.

Menschen rutschen aus vielerlei Gründen in die Armeit: beispielsweise aufgrund von körperlichen und seelischen Erkrankungen, Trennungen oder aus anderen individuellen Gründen. Doch die hohen Zahlen erklärt das nicht, sagt die Geschäftsführerin der Tafeln in Deutschland, Sirkka Jendis. Sie ist überzeugt: Armut wird in erster Linie durch politische Entscheidungen verursacht und ist ein strukturelles Problem.

Hinzu kommt ein bestimmtes Menschenbild innerhalb der Gesellschaft: "Wir müssen uns bewusst machen, wie sehr wir das Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken bis in jeden Lebensbereich hinein verinnerlicht haben." Doch Chancengleichheit, Leistungsgerechtigkeit und Aufstiegsmöglichkeiten gibt es nicht immer – Ängste, Scham, Versagensgefühle können die Folge sein.

Sirkka Jendis setzt sich für weniger Ausgrenzung von Betroffenen ein und fordert alle dazu auf, eine vorurteilsfreie Gemeinsamkeit zu schaffen. Soziale Ungleichheit betrifft nicht nur jene, die von Armut gefährdet sind, sondern kann jeden von uns treffen.

Redaktion: Beate Wolff

       

Leistung schützt nicht vor Armut – Sirkka Jendis WDR 5 Neugier genügt - Redezeit 28.08.2024 19:52 Min. Verfügbar bis 28.08.2025 WDR 5

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