Der Rostocker Notfallmediziner Gernot Rücker warnt eindringlich vor dem allzu selbstverständlichen Umgang mit Alkohol. Denn er findet, dass die Konsumentinnen und Konsumenten dabei längst jegliches Maß verloren haben. Gleichzeitig fordert er einen entspannteren Umgang mit anderen Rauschmitteln. Es wird beim Thema Drogenkonsum oft mit zweierlei Maß gemessen, kritisiert der Experte für Freizeitdrogenkonsum. Medizinisch gesehen seien viele Rauschmittel weitaus weniger bedenklich als regelmäßiger Alkoholgenuss. Doch während dieser gesellschaftlich akzeptiert sei, hätten alle anderen Rauschmittel einen denkbar schlechten Ruf.
Eine solche generelle Ablehnung hält Gernot Rücker für unbegründet und falsch: "Ohne Rausch keine Zivilisation", sagt er und verweist darauf, dass in der Menschheitsgeschichte viele große Errungenschaften ohne die beflügelnde, schmerzstillende, angstlösende Wirkung von berauschenden Substanzen nicht möglich gewesen wären. Wie ist der Umgang mit Rauschmitteln heute? Aus Sicht von Gernot Rücker ist eine neue, unvoreingenommene "Drogenmündigkeit" zwingend erforderlich. Sie beinhaltet im Kern die Frage, "was als Rauschmittel besser als Alkohol ist". Seine Antwort steht fest: Lieber ab und zu ein "kontrollierter" Rausch auf der Grundlage eines gesundheitlich unbedenklichen Joints als regelmäßiger Alkoholkonsum.
Buchtipp
Gernot Rücker/Lisa Bitzer (2023): Rausch
München: Mosaik Verlag. 272 Seiten. 22 Euro. ISBN: 978-3-442-39404-3
Redaktion: Beate Wolff