"Mit Vertrauen kommen Sie weiter"

Stand: 06.06.2019, 15:04 Uhr

Der bekannte Journalist Hans Leyendecker ist seit vielen Jahren Besucher des Evangelischen Kirchentages – und nun Präsident. Im WDR 5 Feiertagsgespräch spricht er über Vertrauen, eigenes Versagen und warum er mit der Zusage des Amtes haderte.

Nein. So lautete zunächst Hans Leyendeckers Antwort auf die Anfrage, ob er Präsident des Kirchentages - vom 19. bis 23. Juni in Dortmund - werden wolle. Er sah sich nicht in der Reihe der Vorgänger, etwa der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker, "eine andere Liga." Der erste Reflex: "Das packst du nicht." Doch dann wurde ihm klar, dass es um etwas anderes geht. "Sich selbst anzuerkennen und der zu sein, der man ist."

Der 70-jährige Leyendecker hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gläubiger Christ ist, sei aber auch selten danach gefragt worden. Früher war er Katholik, seine Frau ist Protestantin. "2008 haben wir evangelisch geheiratet und danach bin ich evangelisch konvertiert."

Er schätzt die positive Energie beim Kirchentag

Hans Leyendecker ist schon seit den 70er Jahren Kirchentags-Fan, schätzt die Menschen dort und die positive Energie. "Du hast deine Probleme, manches läuft schief im Leben und dann kommst du vom Kirchentag und bist ganz beschwingt."

Leyendecker ist 1949 in Brühl geboren und lebt mit seiner Familie in Leichlingen. 18 Jahre hat er beim Spiegel gearbeitet, bevor er zur Süddeutschen Zeitung kam. Er war erfolgreich, hat Skandale in Politik und Wirtschaft aufgedeckt, und spricht genauso offen über sein Versagen, wie er es nennt: eine schlechte Recherche, die für manche Menschen schwerwiegende Folgen hatte.

Dieser kritische Blick auf seine Arbeit und das Bewusstsein seiner Verantwortung haben ihn geprägt: "Wir müssen uns klarmachen, dass man ins Leben anderer eingreift."

Selbstvertrauen statt Dunkel-Malen

Der Kirchentag ist immer auch Anziehungspunkt für junge Menschen mit Themen, die sie bewegen. So ist Klimaschutz und "die Wahrung der Schöpfung" seit Jahren auch Thema bei diesen Zusammentreffen. "Wir lernen gerade viel von jungen Leuten, die den Alten klar gemacht haben: Ihr redet immer nur darüber, was tut ihr wirklich dafür?"

Das diesjährige Motto "Was für ein Vertrauen" könnte für Leyendecker kaum besser in diese Zeit passen. Überall höre man von Vertrauensverlust, dabei gehe es uns heute besser als jemals einer anderen Generation zuvor. Der Kirchentag ist ein Glaubensfest und ein Forum für politische und gesellschaftliche Debatten. "Wir werden auch einen Ort der guten Nachrichten haben, wo Leute aus ihrem Leben erzählen, was gut geklappt hat. Denn ich kann dieses Dunkel-Malen nicht mehr ertragen", so Leyendecker. "Mit Selbstvertrauen und Gottvertrauen kommen Sie ein ganzes Stück weiter", ist er überzeugt.

Hans Leyendecker im Gespräch mit Gisela Keuerleber
Redaktion: Christina-Maria Purkert