Noch 100 Jahre später bleibt dieser Kolonialkrieg mit deutscher Beteiligung weitgehend unaufgearbeitet, sowohl in Marokko als auch in Deutschland, in Spanien und Frankreich. Es fehlen Opferzahlen, Studien, offizielle Statistiken. Klar ist: Tausende verloren während der Angriffe ihr Leben, gesundheitliche Schäden trugen noch viel mehr Menschen davon; bis heute liegt die Krebsrate in dieser Region 60 % höher als im Rest Marokkos.
Seit den 60er Jahren entwickelte sich eine starke Migrationsbewegung aus dem Rif nach Deutschland und in andere Länder Europas. Im Rhein-Main-Gebiet wie auch im Ruhrgebiet ist die marokkanische Community aus dem Rif besonders groß, und die Folgen der Giftgasangriffe, nämlich viele epigenetische Krebsfälle beschäftigen die Betroffenen in jeder Generation aufs Neue – vor Ort in Marokko und ebenso in Deutschland.
100 Jahre nach den Angriffen gehen die Autorinnen und Autoren in Marokko den vielen offenen Fragen nach: Wieso ist heute so wenig über diesen Krieg bekannt? Wieso wissen so wenige Menschen über die Beteiligung Deutschlands an der Produktion und Lieferung des Giftgases in diesem Krieg? Wie gehen in Deutschland lebende Nachkommen aus dem Rif mit dieser Geschichte um? Und wie verhält sich die Bundesregierung zur Aufarbeitung dieser historischen, völkerrechtswidrigen Verbrechen?
Ausstrahlung am Sonntag, den 10. Dezember 2023 um 13.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 10. Dezember 2023 um 20.04 Uhr
Von: Andrea Geißler, Christiane Kreiner, Dunja Sadaqi
Redaktion im WDR: Nikolaus Steiner
Produktion: HR 2023