Erkrankung, erste Diagnose, Arbeitsunfähigkeit, Therapieversuche mit weiteren Diagnosen, Reha-Bemühungen, Gutachten von Therapeuten, Gutachten von Amtswegen, Ablehnungen, Widersprüche, Gegengutachten, Gerichtsverfahren mit möglicherweise neuen Gutachten und Widersprüchen. Eine solche oft jahrelange Odyssee ist kein Einzelfall. Wer wegen grundlegend gesundheitlicher Einschränkungen eine Erwerbsminderungsrente beantragt, um zumindest die finanziellen Belastungen zu mindern, macht oft zum ersten Mal in seinem Leben Erfahrungen mit den Fallstricken der Sozialversicherung. Das reibungsreiche Zusammenwirken von Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und evtl. auch Unfallversicherung degradiert, so Kritiker, viele anspruchsberechtigte Hilfsbedürftige zu Bittstellern. Viele Betroffene – die mit Abstand größte Gruppe hat eine psychische Diagnose – resignieren irgendwann. Ihnen fehlt die Kraft für weitere Kämpfe.
Autor Jörn Klare spricht mit Anwälten und Richtern, Vertreterinnen und Vertretern der großen Sozialverbände, der Deutschen Rentenversicherung, Medizinern, Politkern und Wissenschaftlern, die einen Blick ins europäische Ausland werfen, wo einiges - insbesondere die Wiedereingliederung teilerwerbsgeminderter Menschen in den Arbeitsmarkt - besser läuft. Und er trifft verzweifelt und wütend kämpfende Betroffene. “Irgendwas läuft hier komplett falsch“, sagt eine Frau, die ihren Antrag vor zwei Jahren aufgrund der gravierenden Folgen einer schweren Viruserkrankung gestellt hat: „Das ist Kafka, das ist schrecklich.“
Ausstrahlung am Sonntag, den 8. September 2024 um13.04 Uhr
Wiederholung am Montag, den 9. September 2024 um 20.04 Uhr
Von: Jörn Klare
Redaktion im WDR: Nikolaus Steiner
Produktion: NDR 2024