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"Die Dämmerung" von Marc Raabe

Stand: 24.05.2024, 13:53 Uhr

Das sehnsüchtige Warten auf den zweiten Berlin-Krimi mit dem bärbeißigen BKA Beamten Art Meyer und seiner jungen Kollegin Nele Tschaikowski hat ein Ende.

In einem Wald wird die Leiche einer Frau entdeckt. Sie ist schlimm verunstaltet worden und trägt auf dem Kopf ein großes Hirschgeweih, einen Sechzehnender. Ein Wesen, halb Tier, halb Mensch und die sozialen Medien berichten sofort darüber. Kurze Zeit später wird bekannt, dass es sich bei der Ermordeten um die bekannte Charity-Dame Charlotte Tempel handelt, die in Kürze den größten deutschen Medienpreis erhalten sollte.

Tempels Tochter Leo gerät schnell in den Fokus der Ermittlungen. Leo hasste ihre Mutter und ist als Umweltaktivistin polizeibekannt. Kurz vor deren Tod öffnet sie den persönlichen Tresor ihrer Mutter und findet eine Box, in der ein handgenähter, sehr mitgenommener Löwe mit einem schiefen Gesicht liegt.

Sie tastet ihn ab und findet im Inneren eine Audio-Kassette, wie sie in den 80er Jahren benutzt wurde. Mit Hand wurde sie beschriftet: "Für Dich" und "Bell & Bo". Auf der Kassette ist das gesprochene Tagebuch einer jungen Frau zu hören.

Diese Geschichte in der Geschichte um Liebe und Leid ist hochspannend und man fragt sich, inwieweit sie mit den Morden zusammenhängt. Und kurz darauf geschieht ein zweiter Mord, das Opfer ist wieder durch ein großes Hirschgeweih entstellt.

Marc Raabe hat wieder einen spannenden, nervenzehrenden Krimi geschrieben! Kaum ist die erste Seite gelesen, gerät man in einen unbändigen Strudel, dem man nicht mehr entkommt. Eine schlaflose Nacht ist garantiert. Marc Raabe versteht es perfekt, eine Geschichte in der Geschichte zu erzählen, ohne den Lauf der Geschichte zu stören.

Eine Rezension von Andreas Wallentin

Literaturangaben:
Marc Raabe: Die Dämmerung
Ullstein Verlag, 2024
512 Seiten, 17,99 Euro