Krimicheck

"Das Haus am Gordon Place" von Karina Urbach

Stand: 05.04.2024, 14:31 Uhr

Warum ausgerechnet der Britische Geheimdienst im teuren Londoner Viertel ermittelt, wird klar, als sich herausstellt, dass die Wohnung, in der der Mord geschah, einer früheren MI6-Agentin gehörte. Sie leitete 1949 in Wien einen Einsatz, bei dem eine Menge Gold gestohlen wurde.

Welche Geschichte seine Wohnung in einer Londoner Luxusimmobilie hat, erfährt Professor Hunt erst, als darin in seiner Abwesenheit einer seiner Nachbarn ermordet wird. Dass ausgerechnet eine Agentin des britischen Geheimdienstes die Ermittlungen leitet und ihn als Historiker um Mitarbeit bittet, hätte ihn schon misstrauisch machen können: Hier hat der MI6 seine Finger im Spiel.

Entsprechend kompliziert sind Professor Hunts Recherchen. Es ist schon nicht einfach herauszufinden, dass sowohl die Vorbesitzerin seiner Wohnung als auch drei der übrigen Bewohner der Immobilie als Agenten des MI6 im Jahr 1949 in Wien eingesetzt waren. Aber dass diese vier Ex-Agenten außerdem ein gemeinsam in dieser Zeit begangener Diebstahl verbindet, erfordert Hunts ganzes historisches Fingerspitzengefühl.

Die aus Düsseldorf stammende habilitierte Historikerin Karina Urbach legt mit ihrem Roman eine gelungene gelungenen Mischung aus Krimi und historischem Agenten-Thriller vor. Auf zwei Ebenen erzählt sie eine außerordentlich spannende Geschichte: Auf der in der Gegenwart spielenden Krimi-Ebene entfaltet sich ein raffiniertes Versteckspiel zwischen Professor Hunt und der die Ermittlungen leitenden MI6 Agentin, während die parallel erzählte historische Ebene mit einem nervenaufreibenden Agenten-Drama aufwartet.

Das Tüpfelchen auf dem i des Agenten-Strangs ist seine Verknüpfung mit dem 1949 entstandenen Film "Der dritte Mann". Die Tatsache, dass alle daran Beteiligten damals dem MI6 sehr nahestanden, nutzt die Autorin, um die spannendste Szene ihres Romans in dessen Dreharbeiten auf dem Wiener Prater zu platzieren. – Allein das macht "Das Haus am Gordon Place" zu einem Muss für alle Fans des historischen Thrillers.

Eine Rezension von Peter Meisenberg

Literaturangaben:
Karina Urbach: Das Haus am Gordon Place
LIMES Verlag, 2024
384 Seiten, 18 Euro