Gemeinsamer Westermann-Wallentin-Tipp

"Gebrauchsanweisung für Nachbarn" von Wladimir Kaminer und Martin Hyun

Stand: 26.04.2024, 15:08 Uhr

Was draufsteht, ist drin: Amüsante, witzige Geschichten über die Leute von nebenan oder obendrüber, sehr persönlich erzählt.

Mit dem Argument "Russen singen nicht gern" widerstand zum Beispiel der Autor Wladimir Kaminer dem Angebot, dem Mieterchor im Mehrfamilienhaus beizutreten. Auch als die Nachbarn sich zum Bau eines Vogelhäuschens zusammenfanden, hielten sich die Kaminers lieber raus. Saßen auf dem Balkon und rauchten.

Der zweite Autor der Gebrauchsanweisung, Martin Hyun, hat koreanische Wurzeln, weshalb ihm der Nachbarn gern mal ungefragt eine Tüte mit Rindfleisch und einem Zettel vor die Tür legt: "Bitte koreanisch marinieren". Im Wedding wohnt er zudem mit leicht erregbaren Menschen zusammen, die die Contenance verlieren, wenn beim Nachbarspaar das Bett bebt: "Könnt ihr nicht die Fenster schließen, wenn ihr es wie die Karnickel treibt?" schreit ein Genervter in den Innenhof.

Die Gebrauchsanweisung für Nachbarn ist eine sehr komische Mischung aus Sachbuch und Kurzgeschichten. Die beiden Autoren schreiben unterschiedlich: Wladimir Kaminer mit feinem, hinterhältigen Witz, Martin Hyun analysiert trocken und mit asiatischer Gelassenheit.

Eine Rezension von Christine Westermann und Andreas Wallentin

Literaturangaben:
Wladimir Kaminer und Martin Hyun: Gebrauchsanweisung für Nachbarn
Piper Verlag, 2024
224 Seiten, 16 Euro