Als gar nichts mehr geht, als Inmo nach aller Hoffnung, allen Freunden und allen beruflichen Ambitionen auch noch seine Wohnung verloren hat, zieht er wieder zu Hause ein. Genau wie sein älterer Bruder Hanmo. Hanmo ist ein vorbestrafter, übergewichtiger und übel riechender Gelegenheitsgangster und auch er wusste nicht mehr wohin. Ein paar Wochen später steht dann auch die Schwester der beiden mit ihrer Teenager-Tochter vor der Tür und die Familie ist, bis auf den verstorbenen Vater, wieder komplett. Wie zuletzt vor 20 Jahren.
Fünf Menschen leben zum ersten Mal seit langer Zeit auf engstem Raum zusammen. Sie reden und streiten, sie kämpfen und prügeln sich, sie lügen und betrügen. Und nach und nach passiert, was passieren muss: Aus dem Pulverdampf der Auseinandersetzungen erheben sich die Gespenster der Vergangenheit.
Die Wahrheit kommt auf den Tisch und mit der Wahrheit ziehen langsam Vertrauen ein und lange verlorene Nähe. Sogar was zu Beginn völlig unvorstellbar schien: wechselseitige Opferbereitschaft. Und die ist auch bitter nötig, denn bald schon ist die 15jährige Nichte verschwunden und bitterböse Bösewichter treten auf den Plan.
Cheon Myeong-kwan ist mit "Die Bumerangfamilie" ein Balanceakt gelungen: eine rasend schnelle Familienkomödie von großer Komik und Drastik, eine Familienkomödie aber auch, bei der bei aller Action und Turbulenz nie aus dem Blick gerät, dass es hier um Dinge von größter Wichtigkeit geht: Liebe und Nähe und Vertrauen. Aber auch: Entfremdung und Scheitern, Angst und Einsamkeit. Happy End inclusive!
Eine Rezension von Uli Hufen
Literaturangaben:
Cheon Myeong-kwan: Eine Bumerangfamilie
Aus dem Koreanischen von Matthias Augustin und Kyunghee Park
Weissbooks, 2024
256 Seiten, 26 Euro