Und dann kommen Buchkritiker wie wir und erzählen, wie es anfängt, was zwischendrin passiert und wie es aufhört. Das hat Wolf Haas schon immer ziemlich genervt. So ein Spaßverderber möchte ich bitte nicht sein, deshalb beschränke ich mich auf die kurze Inhaltsangabe, die im Klappentext steht.
Franz Escher wartet in seiner Wohnung auf den Elektriker. Um sich die Zeit zu vertreiben, liest er ein Buch. Es handelt von dem Mafia-Kronzeugen Elio Russo. Der sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Entlassung. Um sich die Wartezeit zu vertreiben, liest er ein Buch.. Es handelt von einem gewissen Franz Escher. Der wartet in seiner Wohnung auf den Elektriker. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Elektriker, Mafia-Kronzeuge, Mann mit Wackelkontakt, daraus macht Wolf Haas eine großartige Geschichte, mit Leichen und Liebe, spannend, witzig, ironisch, mit gesellschaftspolitischen Seitenhieben.
Der Name des Protagonisten Escher ist mit Bedacht gewählt. Der niederländische Künstler M.C. Escher wurde mit seinen Grafiken weltberühmt. Er zeichnete, was perspektivisch eigentlich unmöglich war, eine Hand, die eine Hand zeichnet, einen Wasserfall als Perpetuum mobile. Surreal verschachtelte Wirklichkeiten.
Wolf Haas schreibt wie M.C. Escher malt. Die beiden Buchgeschichten laufen erst parallel, verknüpfen, verbiegen, verbinden sich dann unmerklich, fließen ineinander wie ein Stromkreis und am Ende gibt es den großen Knall. Wegen des Wackelkontakts eben.
Eine Rezension von Christine Westermann
Literaturangaben:
Wolf Haas: Wackelkontakt
Hanser Verlag, 2025
240 Seiten, 25 Euro