Günther Butkus über "Verschwinden ist keine Lösung"

Time to say Goodbye: Mit dem Roman "Verschwinden ist keine Lösung" beendet der Schriftsteller James Lee Burke, geboren 1936, seine epochale Reihe um den delirierenden Ermittler Dave Robicheaux und seinen besten Freund Cletus Percel, Privatdetektiv mit extremer Neigung zur Gewalt. Diese beiden sind getrieben, sie pflügen regelrecht durch den Morast der Gesellschaft, da wo "Gut" und "Böse" kaum zu unterscheiden, geschweige denn zu trennen sind - so wie in ihnen selbst.

Epochal ist allein schon die schiere Dimension dieser Reihe: 1987 erschien der erste Band "Neonregen" in den Vereinigten Staaten – 2020 dieser letzte, der von Jürgen Bürger jetzt ins Deutsche übertragen wurde. Über 30 Jahre eines Schriftstellerlebens. 23 Bände, gut 12.000 Seiten. Dutzende zentrale Charaktere. Hunderte Geschichten. Und auch die Kunst der schriftstellerischen Mittel, mit denen James Lee Burke sein Panorama-Sittenbild Jahre und Jahrzehnte zeichnet, ist nicht weniger als epochal.

"Verschwinden ist keine Lösung", der letzte Robicheaux, liest sich phasenweise wie eine wahnwitzige Essenz des Ganzen: Korruption, Grausamkeit, Gewalt. Das Getriebensein. Rache. Die Prägungen, die Traumatisierungen. Die Frage, was das Dunkle im Menschen ausmacht, deren Antworten James Lee Burke mit seinem Robicheaux über Epochen nachspürt. Ein ausgesprochen düsteres Bild, keine Frage. Ein Roman, der an Grenzen führt. Aber es gibt doch auch diese Aufhellungen zwischendurch, versprochen. Und am Ende ist die Hoffnung nicht verloren. Zumindest nicht ganz und gar.

Eine Rezension von Ulrich Noller

Literaturangabe:
James Lee Burke: Verschwinden ist keine Lösung
Übersetzt von Jürgen Bürger
Pendragon, 464 Seiten, 24 Euro

Zum Einstieg in die Reihe empfiehlt Günther Butkus die Bände "Neonregen" oder "Sturm über New Orleans".