Alle drei sind auf der Suche nach Verbundenheit und verloren zugleich. Sie unternehmen Streifzüge durch die Stadt. Für jede haben unterschiedliche Orte eine Bedeutung. Es geht dabei um Herkunft sowie Orientierung im Raum, im eigenen Körper und im Leben. Es geht um Nähe und Distanz zueinander und um gemeinsame Erlebnisse und geteilte Erinnerungen. Es geht um Blicke nach innen und nach außen.
Die einzelnen Bilder und Szenen lassen sich wie Puzzleteile zusammensetzen. Sie sind sehr genau beobachtet, voller Details und gesellschaftlicher Analysen. Es geht um Fragen des Lebens von der Geburt bis zum Altwerden, um bauliche Veränderungen im Stadtraum, die marginalisierte Menschen ausgrenzen oder die Natur, die verschwindet.
Anna Maria Stadler schreibt lakonisch und kunstvoll zugleich. Die Miniaturen sind so assoziativ wie tiefgründig. Die Figuren sind impressionistisch hingetupft. Es gibt Begegnungen, Andeutungen und Vermutungen. Der rote Faden findet sich zwischen den Zeilen. Anna Maria Stadler hat einen eigenen Stil und so ist "Halbnah" ein ganz besonderer Roman.
Eine Rezension von Barbara Geschwinde
Literaturangaben:
Anna Maria Stadler: Halbnah
Jung und Jung Verlag, 2024
176 Seiten, 22 Euro