Aktuelle Lyrik

"Steine aus dem Himmel" von Tomaž Šalamun

Stand: 13.10.2023, 14:12 Uhr

Eine Legende nennt der Suhrkamp Verlag den slowenischen Lyriker Tomaž Šalamun. Tatsächlich hat Šalamun (1941-2014) die slowenische Lyrik revolutioniert und international höchstes Ansehen genossen.

In den USA wird er bis heute als einer der bekanntesten europäischen Dichter seiner Generation verehrt. Zu Beginn seiner Karriere gab Šalamun das Literaturmagazin "Perspektive" heraus und wurde wegen eines vermeintlich regimekritischen Gedichts für einige Tage verhaftet.

Er studierte Kunstgeschichte an der Universität von Ljubljana, arbeitete als Broker an der Börse, später auch als Kulturattaché in New York. Seit den 1960er Jahren bis zu seinem Tod im Jahr 2014 veröffentlichte er mehr als fünfzig Gedichtbände, seine Werke wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Als "Steine aus dem Himmel" bezeichnete Tomaž Šalamun seine Gedichte und die Weise, wie sie ihm zufielen. Über sein politisches, teils mit surrealen Bildern spielendes Dichten sagte Šalamun in einem der wenigen Interviews: "Jeder Künstler ist melancholisch. Wie er funktioniert, woher sein Antrieb stammt – dafür gibt es keine Regeln.

Das ist bewundernswert, denn es bedeutet, dass sein potenzieller Raum riesig ist. Dieser wird wahrscheinlich durch den Frieden, den man als Künstler in sich trägt, reguliert. Eben weil Künstler die Gabe dieses Friedens und dieser sozialen Anmut besitzen. Wahrscheinlich wird man durch das, was die Welt aus einem herausholen will, enorm belastet."

Die letzten sechs vom Dichter selbst edierten Gedichtbände erschienen posthum in einem Band mit dem Titel "Jutro" (Morgen), herausgegeben von dem slowenischen Lyriker und Verleger Aleš Šteger. Ihm ist für die Auswahl aus dem Spätwerk, die hier erstmals in deutscher Übertragung vorliegt, zu danken.

"Steine aus dem Himmel" wurde übertragen und mit einem Nachwort versehen von Monika Rinck und Matthias Göritz.

Eine Rezension von Terry Albrecht

Literaturangaben:
Tomaž Šalamun: Steine aus dem Himmel. Gedichte
Zweisprachige Ausgabe
Aus dem Slowenischen von Matthias Göritz, Liza Linde und Monika Rinck
Mit einem Nachwort von Monika Rinck und Matthias Göritz
Suhrkamp 2023
243 Seiten, 24 Euro