Aktuelle Lyrik - Ein Gedicht

"schrift für blinde riesen" von Lutz Seiler

Stand: 21.07.2023, 09:09 Uhr

Lutz Seiler erhält den Georg-Büchner-Preis 2023. Insbesondere als "klarer wie rätselhafter, dunkel leuchtender Lyriker" wird Seiler von der Preisjury gewürdigt.

Bekannt geworden ist der 1963 bei Gera geborene Lutz Seiler durch seine Romane "Kruso" (2014) und "Stern111" (2020). Angefangen hat er aber als Lyriker und schreibt bis heute Gedichte.

In seinem 2021 erschienen Lyrikband "schrift für blinde riesen" durchstreift Seiler die Klangwelt des märkischen Kieferngewölbes und ist unterwegs: ob in den Legenden von Trouville oder in Stockholm, seiner zweiten Heimat, immer auf der Suche nach einer "schrift für blinde riesen" und ihrem Blick dorthin, "wo die welt vermutet werden könnte".

Gleich zu Beginn des Lyrikbandes steht das Gedicht "morgenrot & knochenaufgänge", das auf eines der wichtigsten Arbeitsmittel eines Schreibenden hinweist: die Hand. Sie ermöglicht dem Dichter den "griff nach der geschichte", als Handwerker die Arbeit.

Wie wichtig Handarbeit ist, weiß Seiler zudem auch aus seinem früheren Leben. Er war in der DDR auch Maurer und Zimmermann. Als Schreibender verwandelt er die Materialität der Dinge, das Sprechen nah an den Substanzen in Rhythmus und Klang. Sie bilden den Erzählton dieser Gedichte: »Der Hallraum eines Gedichts sollte nicht kleiner sein als der eines Romans«, schreibt Lutz Seiler.

Eine Rezension von Terry Albrecht

Literaturangaben:
Lutz Seiler: schrift für blinde riesen. Gedichte
Suhrkamp Verlag 2021, 112 Seiten, 24 Euro