Barocke Hofmusik aus Koblenz & Der englische & der spanische 'Mozart'

In der ersten Stunde der WDR 3 Vesper lässt Musik am Hof des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus und eine Neuentdeckung von Koblenzer Kapellmeister Paul Ignaz Liechtenauer aufleben. Der zweite Teil stellt zwei junge Komponisten vor, die von ihrer Nachwelt als englischer bzw. spanische 'Mozart' etikettiert worden sind: Thomas Linley (1756-1778) und Juan Crisóstomo de Arriaga (1806-1826).

Orgel | Bildquelle: WDR / Christophe Ena

Vesper I

Barocke Hofmusik aus Koblenz

17:04 - 17:45 Uhr

Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen liebte die Musik. Er selbst spielte Bratsche, Flöte und Klavier. So verwunderte es nicht, dass er an seinem Hof in Koblenz sich intensiv um die Förderung des Hoforchesters kümmerte. Bei Staatsbesuchen und Hofgesellschaften wurde aufgespielt und der Auftritt der Hofkapelle bei Festgottesdiensten war selbstverständlich. Die Komponisten Johann Georg Lang und Pietro Pompeo Sales gehörten zu seinem erlesenen Komponistenstab. Im ersten Teil der Vesper werden wir Orgelbearbeitungen ihrer Werke vorstellen. Auch der in Wien geborene Komponist Paul Ignaz Liechtenauer war einige Zeit Kapellmeister am kurtrierischen Hof in Koblenz. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts residierte dort noch Kurfürst Karl Joseph von Lothringen, der seinen Sitz von Trier nach Ehrenbreitstein verlagerte. Dirigent Michael Alexander Willens, der mit seinem Ensemble Kölner Akademie schon für viele Wiederentdeckungen sorgte, hat nun auch Liechtenauers Messen op. 2 herausgebracht. Wir präsentieren die Missa Joannis Nepomuceni, eine Messe zu Ehren des böhmischen Priesters und Märtyrers Johannes Nepomuk.

Von Dorothee Prasser

Die Musikstücke zur Sendung

17:04 - 17:45 Uhr
Komponist:inTitel / LängeInterpret:in
Johann Georg LangSonate A-Dur: I. Satz, Polonese-Trio-Polonese
(für Orgel)
(2'56'')
Peter Dicke (an der Weimbs-Orgel von St. Katharina von Siena, Köln-Blumenberg)
Paul Ignaz LiechtenauerMissa VI. S. Joannis Nepomuceni
(16'15'')
Die Kölner Akademie
Leitung: Michael Alexander Willens
Pietro Pompeo SalesKonzert C-Dur
(für Cembalo und Orchester)
(14'03'')
Peter Dicke (an der Weimbs-Orgel in St. Katharina von Siena, Köln)
Francesco Durante'8 concerti per quartetto': Concerto Nr. 5 A-Dur: I. Satz, Presto
(2'36'')
Concerto Köln
Eine Geige liegt mit Bogen und Notenblatt im Herbstlaub. | Bildquelle: picture alliance / Aflo

Vesper II

Der englische und der spanische 'Mozart'

18:04 - 19:00

'Wen die Götter lieben, den rufen sie früh zu sich' – lautet ein reichlich zynisches antikes Sprichwort.  Thomas Linley wäre wohl kaum nur als 'englischer Mozart' in die Musikgeschichte eingegangen, hätte kein Bootsunfall seinem Leben und seiner glänzenden Künstlerkarriere mit 22 Jahren ein jähes Ende gesetzt. Im selben Jahr wie Mozart geboren, ist auch er ein Wunderkind auf der Geige, stammt aus einer hochmusikalischem Familie und mit äußerst geschäftstüchtigem komponierendem Vater gleichen Namens. Linley Junior wächst in der mondänen Provinzstadt Bath als größte englische Musikhoffnung seit Henry Purcell auf. Zwischen 1768 und 1771 reist Linley nach Italien, studiert bei Pietro Nardini in Florenz und trifft hier seinen Salzburger Altersgenossen. Die beiden 14-jährigen werden enge Freunde und musizieren stundenlang zusammen. 
In Bilbao auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert nach Mozart geboren, teilt der spanische Komponist Juan Crisóstomo Jacobo Antonio de Arriaga y Balzola mit Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart nicht nur das Geburtsdatum und die ersten beiden ersten Vornamen. Auch er ist ein geigendes Wunderkind, komponiert mit 15 seine erste Oper und studiert zwei Jahre später in Paris u.a. einem ehemaligen Schüler von Antonio Salieri. Und ganz sicher wäre auch de Arriaga nicht bloß als ›spanischer Mozart‹ in die Musikgeschichte ein gegangen, hätte nicht  sogar schon kurz vor seinem 20. Geburtstag eine Tuberkuloseerkrankung sein Leben beendet.
Die WDR3 Vesper stellt die beiden Ausnahmetalente und tragischen 'Götterlieblinge' vor.

Von Sabine Radermacher

Die Musikstücke zur Sendung

18:04 - 19:00
Komponist:inWerk / LängeInterpret:in
Thomas LinleyOuverture to the Duenna:
I. Satz, Allegro
II. Satz, Adagio
III. Satz, Rondeau
(für 2 Hörner, 2 Oboen, 2 Fagotte, Streicher und Basso continuo)
(5'45'')
The Parley of Instruments Baroque Orchestra
Leitung: Peter Holman
Thomas LinleyThink not, my love, when secret grief (für Sopran und Harfe)
(3'39'')
Emma Kirkby (Sopran)
Frances Kelly (Harfe)
Thomas LinleyKonzert F-Dur:
I. Satz, Moderato
II. Satz, Adagio
III. Satz, Rondeau
(für Violine und Orchester)
(16'06'')
Elizabeth Wallfisch (Violine)
The Parley of Instruments
Leitung: Peter Holman
Juan Crisostomo de ArriagaLos esclavos felices: Ouvertüre
(für Orchester)
(10'06'')
Il Fondamento
Leitung: Paul Dombrecht
Juan Crisostomo de ArriagaErminia: Rezitativ und 2. Arie der Herminie
(für Sopran und Orchester)
(3'53'')
Véronique Gens (Sopran)
Les Talens Lyriques
Leitung: Christophe Rousset
Juan Crisostomo de ArriagaQuartett Nr. 1 d-Moll:
I. Satz, Allegro
II. Satz, Adagio con espressione
III. Satz, Menuetto Allegro
IV. Satz, Adagio Allegretto
(für 2 Violinen, Viola und Violoncello)
(22'53'')
La Ritirata