Christina von Schweden & das Manuskript 'Vaudry de Saizenay'

In der ersten Stunde geht es um Christina von Schweden. Im zweiten Teil steht das Manuskript 'Vaudry de Saizenay' im Mittelpunkt.

Zeitgenössisches Porträt der Königin Christina von Schweden | Bildquelle: dpa

Vesper I

Christina von Schweden

17:04 - 17:45 Uhr

Christina von Schweden war eine schillernde, starke Persönlichkeit, die weniger als Königin von Schweden, sondern als Mäzenin in Rom in Erscheinung trat.
Als Königin von Schweden regierte sie zehn Jahre. Dann sollte sie aber ihren Vetter Karl Gustav von Zweibrücken-Kleeburg heiraten. Eine Heirat lehnte sie prinzipiell ab, bekräftigte ihren Entschluss mit dem Übertritt zum Katholizismus und überließ ihrem Nachfolger den Thron. 1654 verließ sie Schweden; Rom wurde ihre neue Wahlheimat. Der Palazzo Riario verwandelte sich unter ihren Händen in ein Museum der Antike und der schönen Künste. Er wurde zum Treffpunkt für Gelehrte, Literaten und Musiker, die zu Gesprächen, Diskussionen und Akademien zusammenkamen. Christines Wirken ist fortan mit den Namen vieler berühmter Komponisten verknüpft. Im ersten Teil der Vesper stellen wir einige vor, z. B. Alessandro Scarlatti, ihren Kapellmeister, Arcangelo Corelli,  Haupt der römischen Geigerschule, der ihr sein Opus 1 widmete oder den jungen Hitzkopf Alessandro Stradella, dessen Talent sie als erste erkannte.

Von Dorothee Prasser

Die Musikstücke zur Sendung

17:04 - 17:45 Uhr
Komponist:inTitel / LängeInterpret:in
Alessandro ScarlattiTotus amore languens
(für Singstimme, Streicher und Basso continuo)
(10'42'')
Anthea Pichanick (Sopran)
Les Accents
Arcangelo CorelliSonate: a-Moll, op. 1 Nr. 4: I. Satz, Presto
(für 2 Violinen, Violoncello und Basso continuo)
(1'26'')
Barokkbandid Brák
Alessandro StradellaChare Jesu suavissime Motette
(für Sopran, Alt, 2 Violinen und Basso continuo)
(14'12'')
Sandrine Piau (Sopran)
Gérard Lesne (Altus)
Il Seminario Musicale
Vincenzo AlbriciFader var (The Lord's Prayer)
(5'30'')
Corona Artis Ensemble
Bernardo PasquiniToccata a-Moll
(für Orgel)
(3'14'')
Annerös Hulliger (Orgel)
Vallayer-Coster, Anne: 'Instruments de musique' (Musikinstrumente), Oel auf Leinwand | Bildquelle: akg-images

Vesper II

Das Manuskript 'Vaudry de Saizenay'

18:04 - 19:00

Mehr als 500 Seiten mit Lautenmusik, eingebunden in feinstes Kalbsleder, aufbewahrt in der Stadtbibliothek von Besançon: Das Manuskript „Vaudry de Saizenay“ ist die umfangreichste und wichtigste Quelle französischer barocker Lautenmusik überhaupt. Benannt nach dem Besitzer und Kopisten, dem adligen Jean-Etienne Vaudry, seigneur de Saizenay et de Poupet, deckt diese Sammlung das ganze Repertoire für Barocklaute in Frankreich ab, und für die Werke für Theorbe von Robert de Visée ist sie sogar die einzige überlieferte Quelle.
Jean-Etienne Vaudry de Saizenay war Ratsmitglied im Parlament von Besançon und spielte selbst Laute und Theorbe. Als Schüler von Guillaume de Jacquesson und Robert de Visée erlangte er offenbar ein ziemlich hohes musikalisches Niveau, denn es ist offensichtlich, dass er diese Sammlung mit dem Repertoire professioneller Lautenisten, das auch am Königshof in Paris gespielt wurde, zum eigenen Gebrauch angefertigt hat. Die Stücke der beiden Bände sind sehr sorgfältig aufgeschrieben, sodass man noch heute problemlos aus diesem Manuskript spielen kann. Neben den vielen Originalwerken aller bekannten Lautenisten des 17. Jahrhunderts in Frankreich enthält die Handschrift auch einige Bearbeitungen bekannter Opernmelodien jener Zeit, zumeist von Robert de Visée.
Diese erklingen in Gegenüberstellung zum Original und zu weiteren Bearbeitungen ebenso in dieser Vesper wie auch eine Auswahl der originären Lautenstücke aus diesem in jeder Hinsicht wertvollen Manuskript.

Von Christoph Barth

Die Musikstücke zur Sendung

18:04 - 19:00
Komponist:inWerk / LängeInterpret:in
Robert de ViséeLa Mutine. Allemande gaye
(für 2 Theorben)
(1'48)
Romain Falik (Theorbe)
Thibaut Roussel (Theorbe)
Jean-Baptiste Lully
Le triomphe de l'amour: Le triomphe de l'amour
(3'04'')
Eduardo Egüez (Theorbe)

Robert de Visée'Manuscrit Saizenay': Drei Stücke
(für Blockflöte und Basso continuo)
Nr. 1: Le Rémouleur
Nr. 2: Que devant vous
Nr. 3: La Nonnette
(3'33'')
La Ninfea
Jacques GallotLe Bout de l'An de Mr. Gautier. Allemande
(für Laute solo)
(3'32'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotLa Cigogne. Courante
(für Laute solo)
(2'14'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotLa Pièce de huit heures. Sarabande
(für Laute solo)
(2'37'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotLa Jalousée. Gavotte
(für Laute solo)
(1'14'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotLe Dogue d'Angleterre. Gigue
(für Laute solo)
(2'02'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotLes Castagnettes. Canarie
(für Laute solo)
(1'45'')
Anthony Bailes (Laute)
Jacques GallotFolies d'Espagne
(4'53'')
Anthony Bailes (Laute)
Jean-Baptiste Lully
Roland (Akt 5, Szene 1): Ritournelle des Fées de Roland
(4'30'')
Salomé Haller (Sopran)
Les Talens Lyriques
Choeur de l'Opéra de Lausanne
Christophe Rousset
Robert de ViséeLogistille de Roland de Monsieur J. B. Lully
(5'29'')
Yasunori Imamura (Theorbe)
Jean Henri D'AnglebertRitournelle des Fées de Roland
(1'16'')
Christophe Rousset (Cembalo)
Robert de ViséeEntrée des Espagnoles de Monsieur Lully
(1'55'')
Nigel North (Theorbe)
Jean-Baptiste LullyLe bourgois gentilhomme, Intabulierung von Robert de Visée: Chaconne des Harlequins
(2'07'')
Thibaut Roussel (Theorbe)
Jean-Baptiste LullyLe bourgeois gentilhomme: 05. Premier Air des Espagnols & 08. Chaconne des scaramouches
(5'22'')
Le Concert des Nations
Jordi Savall