40 Stimmen & die Klarinetten-Muse

• Sendehinweis: Vesper | 20. Juli 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3

Vesper I

40 Stimmen und mehr

17:04 - 17:45 Uhr

Das 'Spem in alium' von Thomas Tallis beginnt schlicht und zart mit nur zwei Singstimmen, um dann in kürzester Zeit zu einem prächtigen 40-stimmigen Klanggewebe aufzublühen. Die Motette zählt zu den Höhepunkten polyphoner Vokalmusik der Renaissance und zieht Ausführende wie Zuhörende absolut in den Bann. Entstanden ist das Stück höchstwahrscheinlich 1569, nachdem Tallis in London die ebenfalls 40-stimmige Motette 'Ecce beatam lucem' seines italienischen Kollegen Alessandro Striggio gehört hatte. Auch Tallis‘ 'Spem in alium' blieb nicht ohne Folgen: Genau 450 Jahre später, nämlich 2019 komponierte James MacMillan die 40-stimmige Motette 'Vidi aquam'. Darin bezieht er sich deutlich hörbar auf die Tallis-Motette und arbeitet zugleich mit den musikalisch-stilistischen Mitteln des 21. Jahrhunderts.

Von Gela Birckenstaedt

Die Musikstücke zur Sendung

Vesper II

Anton Stadler oder die Klarinetten-Muse

18:04 - 19:00

'Ach, wenn wir [in Salzburg] nur auch clarinetti hätten!' – einen wahren Stoßseufzer schickt Wolfgang Amadeus Mozart am 3. Dezember 1778 aus Mannheim gen Salzburg, wo er bald wieder seinen Dienst antreten muss. Dabei dürfte das Hauptproblem dort der Mangel an (guten) Interpreten dieses damals noch relativ neuen Instruments gewesen sein. Schon auf seiner Wunderkind-Reise nach Paris und London hat Mozart Klarinetten kennengelernt.  Ab Oktober 1777 studiert er in Mannheim und Paris fast ein Jahr lang ausgiebig ihre Vielseitigkeit. Aber erst Jahre später in Wien liefert Mozarts Begegnung und Freundschaft mit dem fast gleichaltrigen Anton Stadler, einem absoluten Ausnahmekünstler auf diesem Instrument, die Voraussetzung für Musikschöpfungen von unbeschreiblicher Schönheit und Größe, welche diese Newcomerin in kürzester Zeit zum Inbegriff von Bläserkunst machen.

Von Sabine Radermacher

Die Musikstücke zur Sendung