1973, vor nunmehr 50 Jahren, komponierte der damals 25jährige Komponist sein "Requiem" und zog dabei alle Register, zeigte vollen körperlichen Einsatz – Chions Stimme ist omnipräsent, und auch sein Freundeskreis ist in zahlreichen Aufnahmen vertreten. Ein Budget für Sprecher oder Produktion gab es nicht, also machte er alles selbst. Heute gilt Chions Requiem als Meilenstein der elektroakustischen Musik.
Das knapp 40minütige Werk erfüllt die von der Liturgie vorgegebene Form, und ist dabei nicht nur Requiem, sondern auch ein technisches Glanzstück der Tonbandmusik und darüberhinaus akusmatischer Kommentar der Gattung Requiem: Der Komponist integriert akustische Szenen, evoziert typische Klangerlebnisse im Gottesdienst, täuscht Fieldrecordings vor, entfaltet einen ganzen Strauß an Referenzen, und doch entgleitet sein Requiem nicht in Parodie oder Satire, sondern wird letztlich geradezu ein Glaubensbekenntnis.
* Michel Chion - Requiem (1973)
Moderation: Reinhold Friedl
Redaktion: Frank Hilberg