Mozarts "unsterbliche Seele" – Ein Komponist zwischen Religion und Diesseits

Die Nachwelt sah in seinen geistlichen Werken entweder eine göttliche Offenbarung oder tat sie als bloße, aus Pflichterfüllung entstandene „Bedientenmusik“ ab. Wie stand es um Mozarts Religiosität?

Von Anja Renczikowski

Eingezwängt in die rigiden Glaubensvorgaben seiner Zeit, erlaubte Mozart sich in musikalischer Hinsicht kühne Missachtungen von Konventionen: Seine große c-Moll Messe KV 427 ist auch deshalb ein Torso geblieben, weil ein Werk dieser Anlage, in dessen Mittelpunkt eine hochvirtuose Koloraturarie steht, in keiner Wiener Kirche aufführbar war. Weit über die Frage des in Töne umgesetzten Glaubens hinaus, beschäftigt uns heute, inwieweit Musik uns „fromm“ macht oder als Ersatz für eine Religiosität dient, die heute nicht mehr unseren Alltag bestimmt. Mozarts geistliches Werk, das auch immer die Nähe zur weltlichen Musik, zu seinen großen Opernwerken sucht, scheint dafür wie geschaffen in einer säkularisierten Zeit, in der viele geistliche Werke gar nicht mehr in der Kirche, sondern im Konzertsaal erklingen.

Ausstrahlung am 25. Dezember 2024 um 15.04 Uhr
Von Anja Renczikowski
Redaktion: Andrea Zschunke
Produktion: WDR 2020