Wartezimmer

Stand: 18.11.2024, 16:18 Uhr

Voller Angst sitzt Hans im Wartezimmer seiner Ärztin und wartet auf seine Diagnose. Um sich abzulenken, erfindet er Geschichten: Biografien der anderen Wartenden. Ein Spiel, das er auch oft mit seiner Tochter spielt - oder sie mit ihm?

Von Daniel Wisser

Das Hörspiel steht ab dem 30. November 2024 für 30 Tage zum Nachhören zur Verfügung.

Eine Vater-Tochter-Beziehung in fiktiven Lebensentwürfen

Es ist ein Spiel, das er immer mit seiner Tochter Lily gespielt hat. Also ruft er sie an, um es mit ihr wieder zu spielen. - Oder ist es umgekehrt? Ist es Lily, die sich die Geschichten mit ihrem Vater ausdenkt?

"Verkehrte Welt" ist der Titel eines Lieds, das der Vater mit seiner Tochter gemeinsam singt und den unsicheren Boden beschreibt, auf dem sich die Figuren im Hörspiel bewegen. Die erfundenen Lebensentwürfe verbinden Motive wie Einsamkeit, Verlust, ein Leben ohne einen Ort, an dem man sich zuhause fühlt. Lily begleitet ihren Vater durch seine Angst vor der Diagnose. Dabei könnte sie räumlich von ihm nicht weiter weg sein. Sie lebt in Japan. Lily versucht herauszufinden, wie es ihrem Vater geht, zieht Rückschlüsse der Projektionen ihres Vaters auf sein und ihr eigenes Leben und ihre Beziehung zueinander, eine Beziehung, die selbst viele Fragen aufwirft.

In lakonisch-fein ironischem Ton wandelt Daniel Wisser das "Nach-Hause-Kommen" in einen unheimlichen Vorgang auf brüchigem Boden. Das Wartezimmer wird zur Metapher einer verkehrten Welt, einer Welt, die ihren Bewohnern und Bewohnerinnen unvertraut und fremd ist.