Der klassische Stoff von William Shakespeares "Romeo und Julia" findet sich in Leonard Bernsteins "West Side Story" im New York der 50er Jahre wieder. Die Rassenkonflikte dieser Zeit zwischen Puerto-Ricanern und Amerikanern geben der Handlung, aber auch der Musik, ihre dramatische Würze. Südamerikanische Rhythmen konkurrieren mit dem Sound einer nordamerikanischen Jazzband ähnlich den verfeindeten Straßengangs der Jets und Sharks.
Die Mischung aus Leonard Bernsteins Musik und Stephan Sondheims Texten, sowie fantastischen Tanz-Choreographien, begeisterte bereits das Publikum bei der Uraufführung am 26. September 1957 im New Yorker Winter Garden Theatre. Die Verbindung aus Musik, Gesang und Schauspiel gelingt im Musical "West Side Story" auf so hohem Niveau, dass es heute als Mutter aller Musicals gesehen wird. Doch dieses musikalische Monument ist nicht statisch. "Wie in jedem guten Stück Musik, findet man immer wieder neue Dinge, auf die man früher nicht geachtet hat. In diesem Fall sind es vor allem die Feinheiten der Instrumentation, aber auch die Entwicklung, die das Stück genommen hat", meint der Dirigent Christoph Wohlleben.
Ebenfalls im Jahr der Uraufführung entstand eine Einspielung des Werkes mit der Broadway-Besetzung. Seither geben Ensembles und Dirigenten der "West Side Story" ihre persönliche Färbung. Auch Leonard Bernsteins Aufnahme von 1985 klingt anders als die erste. Unterschiede lassen sich bei den Tempi, der Orchestrierung und der Auswahl der Sänger finden.
Der Dirigent Christoph Wohlleben leitet seit den 1990er Jahren Musical-Produktionen. Anhand verschiedener Aufnahmen und Beispielen am Klavier macht er in einer WDR 3 Werkbetrachtung die Entwicklung der "West Side Story" deutlich. Er sieht die Modernität der Musik in ihrer ursprünglichen Härte und immanenten Aggression.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer