Wenn man an einem 22. November geboren wird, darf man das als Zeichen verstehen – jedenfalls, wenn man Komponist ist. Joaquín Rodrigo kam an diesem Tag im Jahr 1901 zur Welt, am Tag der Heiligen Cäcilie, der Schutzpatronin der Musik. Schon drei Jahre später aber meinte es die Vorsehung nicht mehr gut: Nach einer Diphterie-Erkrankung verlor Rodrigo zunehmend sein Augenlicht. Später erblindete er vollständig.
Mit seinem Schicksal ging Joaquín Rodrigo bewundernswert selbstverständlich um. Und es hinderte ihn auch nicht daran zu komponieren. Nach ersten Erfolgen in Valencia und Madrid ging Rodrigo in den Zwanziger Jahren nach Paris, um bei Paul Dukas zu studieren. Dort prägte ihn vor allem die Begegnung mit Manuel de Falla. Auch für Musikgeschichte interessierte er sich, 1948 wurde er in diesem Fach Professor am Konservatorium in Madrid. Viele seiner über 160 Kompositionen entwarf Rodrigo in Blindenschrift; seine Frau, die Pianistin Victoria Kamhi, arbeitete sie dann weiter aus.
Rodrigos Stil ist volkstümlich-spanisch, neoklassizistisch und oft eingängig. Das sicherte ihm den Erfolg beim Publikum, aber auch die Verachtung der spanischen Avantgardisten. Sie dürften neidisch gewesen sein auf Rodrigos Welterfolg, sein "Concierto de Aranjuez". Interessanter Weise spielt dieses Gitarrenkonzert aus dem Jahr 1939 auch eine Rolle in Rodrigos drittem Werk für dieses Instrument, das gleich für zwei Gitarren konzipiert ist. Den Anstoß zum "Concierto Madrigal" gab 1966 das Ehepaar und Gitarrenduo Ida Presti und Alexandre Lagoya. Uraufführung war am 30. Juli 1970 in der Hollywood Bowl in Los Angeles.
In der Alten Musik kannte sich der in Geschichte kundige Rodrigo aus, oft griff er in seinen Werken auf die Musik vergangener Epochen zurück. In seinem "Concierto Madrigal" bildet "O felici occhi miei" des Komponisten Jacques Arcadelt die Grundlage für gleich zehn abwechslungsreiche Sätze: fantasie- und temperamentvolle Variationen des Madrigals aus der Renaissance.
Der Gitarrist Thomas Kirchhoff – mit seiner Frau Dale Kavanagh bildet er seit 26 Jahren das Amadeus Guitar Duo – kennt die Hintergründe und Details des "Concierto Madrigal" genau. Über 300 Mal hat er es aufgeführt und zudem die Deutschlandpremiere bestritten, gemeinsam mit Burkhard Wolk. Eine CD- Einspielung mit Dale Kavanagh und der Internationalen Philharmonie unter Horst-Hans Bäcker folgte 1999.
Das "Concierto Madrigal" ist nicht immer bequem komponiert für die Gitarristen, meint Thomas Kirchhoff. Vor allem das macht er deutlich in seiner Werkbetrachtung. "Ein sehr interessanter Gitarrenpart, der allerdings voller Tücken ist."
Eine Collage von Markus Bruderreck
Redaktion: Eva Küllmer
Sendung
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Dale Kavanagh
Label: Hänssler Classic
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