WDR 3 Werkbetrachtung: Mozarts Klavierkonzert d-Moll KV 466

Eines seiner berühmtesten Klavierkonzerte hat Wolfgang Amadeus Mozart 1785 geschrieben. Ebenso dramatisch wie liebevoll ist der Dialog von Klavier und Orchester. Rudolf Buchbinder erläutert die wesentlichen Momente der Musik.

Wie eine Liebeserklärung in Tönen empfindet der Wiener Pianist die Melodie des langsamen zweiten Satzes. Die Romanze berührt gerade aufgrund ihrer schlichten Einfachheit. Als Pianist und gleichzeitig Dirigent gestaltet Rudolf Buchbinder einen innigen Dialog mit dem Orchester; die Instrumente werden zu Sängern, die wie in Mozarts Opern ihre Gefühle in Töne fassen.

WDR 3 Werkbetrachtung: Mozarts Klavierkonzert KV 466 WDR 3 Werkbetrachtungen 09.12.2017 16:59 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Im Kontrast dazu wartet dieses erste sinfonische Konzert des 29-jährigen Komponisten mit ungewohnt dramatischen Klängen auf, noch dazu in Moll-Tonarten. Gleich der erste Satz beginnt mit geheimnisvoll raunenden Synkopen in d-Moll, die das große Bühnendrama "Don Giovanni" vorausahnen lassen. Das Orchester gewinnt in diesem Klavierkonzert eine neue Gleichberechtigung neben dem Klavier. Der konzertante Wettstreit ist eher spielerisch als schroff. Die Uraufführung findet in einem von Mozarts neuen Abonnementskonzerten in Wien statt, mit denen er sich als selbständiger Musikveranstalter unabhängig von reichen Gönnern macht.

Das d-Moll-Konzert KV 466 wurde in den vergangenen 230 Jahren zu einem Lieblingswerk vieler Pianisten, allen voran Ludwig van Beethoven, der die ersten Kadenzen dazu komponierte. Auch Hummel, Mendelssohn, Brahms, Clara Schumann, Rubinstein und Busoni schrieben Solokadenzen zu diesem Konzert. Dazu kommen sogenannte "Eingänge", die jeder Pianist im dritten Satz vor der Wiederkehr des Rondo-Themas frei zu improvisieren hat. Überhaupt verändern sich Melodien und Motive bei Mozart ständig in immer neuen Spielarten.

Der Komponist selbst hat sich am Klavier etliche Freiheiten genommen und in den Noten nicht allzu viel festgelegt. So ist es für Rudolf Buchbinder und andere Interpreten nur aus der genauen Kenntnis von Mozarts Musiksprache und Gepflogenheiten erkennbar, wie Tempo, Dynamik und Charakter gedacht sind. Gleichzeitig bleibt bis heute genug Raum für Phantasie und musikalisches Spiel.

Seit über 60 Jahren – seit seiner Kindheit – spielt Rudolf Buchbinder Mozarts d-Moll-Konzert KV 466 auf den Bühnen der Welt, mal mit Dirigent, mal in der Doppelrolle als Pianist und Dirigent vom Klavier aus. Seine Aufnahme mit der Dresdner Staatskapelle entstanden 2015 live in der Gläsernen Manufaktur in Dresden.

Bei seinen Konzerten setzt der inzwischen 71-jährige Buchbinder auf die positiven Live-Effekte von Spontaneität, Emotion und sogar Nervosität. Seine Interpretationen entstehen aus dem Moment heraus, getragen von einer lebenslangen Beschäftigung und einem profunden Detailwissen, das Rudolf Buchbinder in seinen persönlichen Erläuterungen mit uns teilt.

Eine Collage von Antonia Ronnewinkel

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

CD-Cover | Bildquelle: Sony Classical

Mozart: Klavierkonzerte 20 & 21
Rudolf Buchbinder (Klavier & Leitung)
Staatskapelle Dresden
Label: Sony Classical
Bestellnummer: 88875178062