Als Béla Bartók 1940 aus seinem Heimatland Ungarn in die Vereinigten Staaten emigriert, hofft der überzeugte Antifaschist, in der dortigen Musikszene eine zweite Heimat zu finden. Doch seine Erwartungen werden bitter enttäuscht. Weder als Pianist noch als Komponist kann er das amerikanische Publikum für sich gewinnen.
Nach der Uraufführung seines Konzerts für zwei Klaviere, Schlagzeug und Orchester am 21. Januar 1943, das Kritiker als "trocken und doktrinär" beschrieben, fühlt sich der Komponist elend. Zwar ist seine Gesundheit seit längerer Zeit angeschlagen, doch nun geht auch das Fieber nicht mehr zurück. Im Krankenhaus verheimlichen ihm die Ärzte seine Diagnose: Leukämie.
Es ist der Dirigent des Boston Symphony Orchestra, Serge Koussevitzky, der dem Komponisten wieder eine Perspektive gibt. Ein Scheck über 1000 Dollar und der Auftrag, ein großes sinfonisches Werk zu komponieren, lassen Béla Bartók nach einigem Drängen wieder neuen Mut fassen. Sechs Wochen arbeitet er am Konzert für Orchester. Sein Gesundheitszustand bessert sich mit jeder Note. Die Uraufführung am 1. Dezember 1944 in Boston wird zum Durchbruch des Komponisten in Amerika. Bartók berichtet: "Die Aufführung gelang vorzüglich. Koussevitzky ist von der Komposition ganz begeistert und behauptet, dass sie‚ das beste Orchesterwerk der letzten 25 Jahre sei. Zumindest ist das seine persönliche Meinung."
Der Dirigent David Marlow teilt die Begeisterung für Bartóks "Konzert für Orchester", ist es doch ein Werk, das vor melodischem Reichtum nur so sprüht, und das ganze Spektrum vom folkloristisch anmutenden Volkslied bis zum musikalischen Zitat abdeckt.
Wie es Bartók gelingt, Facetten seines Lebens in den fünf Sätzen seines "Konzerts für Orchester" abzubilden, zeigt David Marlow in dieser Werkbetrachtung.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer