WDR 3 Werkbetrachtung: J.S. Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4

J. S. Bach fordert in seinem vierten Brandenburgischen Konzert Echoflöten. Das Ensemble Concerto Köln hat sie rekonstruiert. Die Flötistin Cordula Breuer führt den Echoeffekt vor und erläutert die barocke Spielweise: ein pausenloses, angeregtes Miteinander aller Musiker.

Eigentlich hat Johann Sebastian Bach "sechs Konzerte mit mehreren Instrumenten" geschrieben. Der Titel "Brandenburgische Konzerte" geht auf die Widmung an den Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt zurück. In jedem der sechs Gruppenkonzerte stehen andere Instrumente im Mittelpunkt.

WDR 3 Werkbetrachtung: Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4 WDR 3 TonArt 14.01.2017 15:29 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Das vierte Brandenburgische Konzert BWV 1049 ist für Sologeige, zwei Echoflöten und Streichorchester komponiert. Die Echoflöten sind von Bach im Titel und in den Noten ausdrücklich als "flauti d’echo" bestimmt worden. Wie diese besonderen Blockflöten ausgesehen und geklungen haben, beschäftigt die Musikwelt seit langem, denn es sind keine solchen Doppelflöten erhalten. Das Ensemble Concerto Köln hat speziell für Bachs viertes Brandenburgisches Konzert zwei Echoflöten rekonstruieren und bauen lassen; finanziell unterstützt durch die Kunststiftung NRW.

Die Flötistin von Concerto, Cordula Breuer, spielt eine der beiden Echoflöten. Sie berichtet, wie sie - ausgehend von Zeitungsberichten und Federzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert - gemeinsam mit dem schweizer Flötenbauer Andreas Schöni über Prototypen zwei spielbare Echoflöten entwickelt hat.

In einem breiten Stück Ebereschen-Holz befinden sich zwei Luftröhren nebeneinander. Von außen sieht man zwei Reihen Grifflöcher und oben ein doppelt so breites Mundstück mit zwei Spalten zum Hineinblasen und zwei Labien, an denen der Ton entsteht. Auf der einen Seite erzeugt die Echoflöte einen lauten, starken Ton, auf der anderen einen leisen, schwächeren.

Johann Sebastian Bach | Bildquelle: akg-images/Bildnummer 00001026

Diese aufwändige Doppelflöte ist notwendig, weil man auf der Blockflöte nicht einfach leise spielen kann. Bläst Cordula Breuer nämlich weniger stark in die Flöte, wird der Ton nicht leiser, sondern tiefer. Die nachgebaute Echoflöte dagegen macht mit einem Instrument möglich, was bislang nur durch Hilfslösungen zu erreichen war, zum Beispiel eine Verteilung der Echopartien auf räumlich entfernt stehende zusätzliche Flötenspieler.

Welche Rolle die Blockflöten in Bachs viertem Brandenburgischen Konzert spielen, erläutert uns die Flötistin Cordula Breuer. Sie spielt die besonderen Momente auf der Echoflöte vor und demonstriert auch den Echoeffekt. Anhand der Neuaufnahme, die sie mit Concerto Köln vorgelegt hat, kommentiert Cordula Breuer auch die barocke Praxis des Konzertierens: den musikalischen Wettstreit der Instrumente innerhalb der Gruppe. Wir hören die eigens gebauten Echoflöten und einen tieferen Stimmton, den Concerto Köln gewählt hat: er liegt etwa einen ganzen Ton tiefer als der heutige Kammerton A.

Eine Collage von Antonia Ronnewinkel

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

Cover: Johann Sebastian Bach - Brandenburgische Konzerte | Bildquelle: Berlin Classics/0300593 BC

Johann Sebastian Bach: Brandenburgische Konzerte
Concerto Köln
Label: Berlin Classics
Katalognummer: 0300593 BC