WDR 3 Werkbetrachtung: Antonín Dvořáks Sinfonie "Aus der Neuen Welt"

Antonín Dvořáks 9. Sinfonie gehört zu den beliebtesten und meistgespielten Werken. Der belgische Dirigent Jos van Immerseel hat den historischen Orchesterklang der Uraufführung rekonstruiert und erläutert was ihn daran fasziniert.

Seit ihrer Uraufführung am 16. Dezember 1893 in New York heißt die Sinfonie e-moll op 95 "Aus der Neuen Welt". Ob das Werk tatsächlich amerikanische Musik enthält - wie gerne behauptet wird - ist die Frage. Der belgische Dirigent Jos van Immerseel und die Musiker des Orchesters Anima Eterna haben in amerikanischen Archiven recherchiert und festgestellt, dass Dvořáks Orchester bei der Uraufführung aus europäischen Einwanderern bestand, die ihre Instrumente aus der alten Heimat mitgebracht hatten. Auf solchen historischen Instrumenten spielt Anima Eterna heute, um dem Originalklang Dvořáks nahe zu kommen. Der Dirigent Jos van Immerseel hört allerdings nur wenig amerikanische Einflüsse, dafür aber sehr viel tschechische Volksmusik.

WDR 3 Werkbetrachtung: Antonin Dvoráks 9. Sinfonie WDR 3 TonArt 10.12.2016 17:18 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Dabei war Dvořák mit 51 Jahren extra von Prag aus zum Direktor der New Yorker Musikhochschule berufen worden, um den Amerikanern eine eigene Nationalmusik zu geben. Was er für die Tschechen erreicht hatte, nämlich aus böhmischen Volksliedern und Tänzen einen tschechischen Musikstil zu schaffen, das sollte auch für die Neue Welt gehen. Tatsächlich hat der Komponist afrikanische und indianische Melodien gehört und sogar studiert. Aber: dass er einzelne Motive daraus in seiner Musik verwendet hätte, sei schlichtweg Unsinn, das schrieb er selbst ganz offen in einem Brief.

Jos van Immerseel | Bildquelle: Anima Eterna Brugge/Alex Vanhee

Dvořák kannte sich trotzdem gut mit den Menschen und ihren Melodien aus. Jeden Morgen soll er in New York zu Fuß unterwegs gewesen sein – im Hafen und im Central Park. Er finanzierte sich als junger Mann sein Studium an der Orgelschule in Prag, indem er als Bratscher in Tanzkapellen spielte.

Der belgische Dirigent Jos van Immerseel lässt uns die besonderen Momente in Dvořáks 9. Sinfonie hören: das Solo des Englisch Horns, also der tiefen Oboenstimme, und die Traversflöten, die hölzernen Vorgänger der heutigen Querflöten. Auch die Hörner habe bei Anima Eterna einen besonderen Klang; und die Kontrabässe zupfen einen Walking Bass. Jos van Immerseel begleitet uns mit seinen Hinweisen durch Antonín Dvořáks Sinfonie "Aus der Neuen Welt".

Eine Collage von Antonia Ronnewinkel

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

Cover: Sinfonie "Aus der Neuen Welt", Jos van Immerseel | Bildquelle: Alpha Classis/ALP 206

Dvořák: Sinfonie "Aus der Neuen Welt"
Anima Eterna Brugge
Jos van Immerseel (Leitung)
Label: Alpha
Katalognummer: ALP206