Als der russische Impresario Sergei Djagilew 1909 einen Komponisten für ein Ballett suchte, war der 28-jährige Igor Strawinsky nicht seine erste Wahl. Zwar hatte dieser bereits einige Musiken von Frédéric Chopin für Tanztheater bearbeitet, aber der Wunschkomponist für den nächsten potenziellen Erfolg der "Ballets Russes" war Strawinsky nicht. Anatol Liadow, Djagilews Harmonielehre-Professor, erhielt den Auftrag, Musik für das Ballett zu komponieren. Der lies mit der Zusage jedoch zu lange auf sich warten - im Dezember 1909 erteilte Sergei Djagilew dem jungen Igor Strawinsky den Auftrag.
Ebenso mystisch und elektrisierend wie die Geschichte um Iwan Zarewitsch, der mit Hilfe des Feuervogels den bösen Zauberer Kastschej und seine Dämonen besiegt, ist die Musik Strawinskys mit ihren komplexen Rhythmen und irisierenden Klängen im großen Orchester.
Bei der Uraufführung 1910 tanzte Tamara Karsawina den Feuervogel. Über Igor Strawinskys Musik und Probenarbeit schreibt sie: "Es war ein tränenreiches Lernen. Zwar durchdrang mich die poetische Ausdruckskraft des Feuervogels sofort. Für jemand wie mich aber, der nur auf leicht erkennbare Rhythmen und einfachen fasslichen Melodien erzogen worden war, gab es Schwierigkeiten, das kompositorische Muster zu verfolgen. Strawinsky zeigte Güte und Geduld".
Strawinsky selbst hat aus den 19 Nummern seiner Ballettpartitur drei konzertante Fassungen des Feuervogels zusammengestellt. Die zweite Suite von 1919 ist die populärste und wird in dieser Werkbetrachtung von David Marlow vorgestellt. Der Chefdirigent der Vogtland Philharmonie ist von Igor Strawinskys Meisterwerk fasziniert. David Marlow zeigt die dunkle Klangwelt des bösen Zauberers und die exotisch schillernde des übermächtigen Feuervogels. Er erläutert, welche Elemente bereits die künftigen Wege Strawinskys andeuten und was Harry Potter und der gute Prinz Iwan Zarewitsch gemein haben.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer