Rund zwei Jahre hat Alexander Skrjabin an seiner neunten Klaviersonate gearbeitet. Er selbst spielte am 30. September 1913 im Moskauer Großen Saal der Adligenversammlung die Uraufführung. Sein Freund Leonid Sabanejew hat die Worte des Komponisten überliefert: "In der neunten Sonate bin ich tiefer als jemals zuvor in Berührung mit dem Satanischen gekommen." Tatsächlich finden sich in den Noten mehrere Spielanweisungen, die diesen Eindruck verstärken. Skrjabin schreibt an einer Stelle "perfide", an anderer Stelle paart er das Zärtliche mit dem Vergifteten ("caressante et empoisonnée").
Die Sonate besteht aus nur einem Satz, wirkt aber eher wie eine Fantasie, obwohl ihre Architektur teilweise dem Schema des Sonatensatzes folgt. Nur sind die einzelnen Themen und Motive so kurz, als wolle Skrjabin ihre weitere Entwicklung verhindern. Schon die Eröffnung klingt mysteriös und klagend. Die Musik steigert sich im weiteren Verlauf immer mehr und mündet schließlich in einem skurrilen Marsch, um in den letzten Takten wieder in die Stille zurückzukehren, als sei nichts gewesen.
Skrjabin selbst hat einige programmatische Gedanken zu diesem Werk preisgegeben: "Hier muss man beim Spielen hexen können. Ein ganz und gar vertracktes Stück, es steckt etwas Teuflisches in ihr […] umgeben von bösem Zauber. Die Prozession der bösen Geister, ein Traum, ein Alptraum oder eine Versuchung als Sinnestäuschung. Ein entweihtes Heiligtum..."
Die in Russland geborene Pianistin Dina Ugorskaja erläutert die Sonate anhand einer Aufnahme ihres Vaters Anatol Ugorski.
Eine Collage von Christoph Vratz
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Skrjabin: Klaviersonaten Nr. 1-10
Anatol Ugorski (Klavier)
Label: CAvi
Bestellnummer: 4260085531974