"Es passt mir nicht, mit einem Jugendwerk aufzutreten" – so murrte Alexander Skrjabin in späteren Jahren oft, wenn er gebeten wurde, sein Klavierkonzert fis-Moll op. 20 zu spielen. Nur eine Vorstudie zu seinen wesentlich bedeutenderen Kompositionen sei das Stück gewesen, so behauptete er.
Hier sind schon Elemente zu erkennen, die später Orchesterwerke wie "Prometheus" oder "Le poème de l’extase" auszeichnen sollten. Dazu gehören große Entwicklungsbögen, die von Emotionen wie Verzweiflung und Trauer durch die reinigende Kraft der Liebe und Erotik bis hin zu Triumph und Entgrenzung führen. Eine solche Entwicklung kann man im Kleinen auch schon in Skrjabins Klavierkonzert erkennen.
Sein Lehrer am Moskauer Konservatorium, Wassili Safonow, hob das Werk seines 24-jährigen Schülers 1897 in Odessa aus der Taufe. Skrjabins große Liebe zu Chopin, die vor allem auch seine frühen Stücke für Soloklavier prägt, ist hier noch deutlich zu hören. Über das sehr poetische Werk ist aber auch ein dichtes Netz aus Motiven und raffinierten formalen Bezügen gespannt, das man zunächst gar nicht erkennt – vor allem deshalb, weil das Konzert so improvisatorisch und verspielt wirkt.
Für Skrjabin-Forscher Christoph Flamm, Professor für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Lübeck, ist dieser Gegensatz zwischen poetischer Klangsprache und durchdachter Konstruktion eine der vielen bemerkenswerten Eigenheiten dieses selten zu hörenden Stücks.
Redaktion: Eva Küllmer