WDR 3 Werkbetrachtung: Richard Wagners "Siegfried Idyll"

In diesem intimen Orchesterwerk zeigt der große Musikdramatiker Wagner sich als Sinfoniker und auch als Privatmann. Die musikalische Liebeserklärung stammt aus seiner glücklichsten Zeit und ist ein Geburtstagsgeschenk für seine Frau Cosima.

Zärtlich und liebevoll sind die Melodien zu spielen. Durchweg positiv und in freudiger Erregung. Opernfreunde werden Leitmotive der Schluss-Szene des "Siegfried" aus dem "Ring des Nibelungen" wiedererkennen: "Ewig war ich, ewig bin ich, ewig in süß sehnender Wonne, doch ewig zu deinem Heil!" singt Brünnhilde auf dem Feuerfelsen, nachdem sie gerade von Siegfried erweckt worden ist.

WDR 3 Werkbetrachtung: Richard Wagners "Siegfried Idyll" WDR 3 TonArt 24.12.2018 19:29 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

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Die Uraufführung findet in solistischer Besetzung im Treppenhaus der Villa am Vier­waldstätter See, die der Bayernkönig Ludwig II. für Wagners junge Familie mietet. Gerade ist der erstgeborene Sohn auf die Welt gekommen: Siegfried, genannt Fidi. Auf der Partitur notiert Wagner: "Tribschener Idyll mit Fidi-Vogelgesang und Orange-Sonnenaufgang, als Symphonischer Geburtstagsgruß. Seiner Cosima dargebracht von Ihrem Richard." 24. Dezember 1870.

Hornrufe und Vogelstimmen versetzen uns in die Bergwelt der Schweizer Alpen. Dazu kommt ein Wiegenlied für Baby Siegfried: "Schlaf, Kindchen, schlafe; im Garten geh'n zwei Schafe: ein schwarzes und ein weißes, und wenn das Kind nicht schlafen will, so kommt das schwarz' und beißt es!" Wagner kombiniert es kontrapunktisch mit den anderen Themen – "auf geniale Weise", findet Dirigent Marek Janowski.

Als großer Wagner-Verehrer zieht Marek Janowski beim "Siegfried Idyll" die "Streicherzärtlichkeit" eines Kammerorchesters der solistischen Besetzung vor. Es ist und bleibt ein Gelegenheitswerk, aber: "Die Qualität ist ungeheuer hoch, ist ungeheuer inspiriert, und es ist eine großartige kompositorische Leistung Wagners." Antonia Ronnewinkel erzählt die Geschichte des "Siegfried Idylls" und der Dirigent Marek Janowski kommentiert die musikalisch interessanten Momente.

Eine Collage von Antonia Ronnewinkel

Redaktion: Arnd Richter