Mit seinen beiden letzten Sinfonien hat der finnische Komponist Jean Sibelius neue Wege beschritten. Die 6. Sinfonie, mit ihren mit kontrastierenden Charakteren, hat allerdings noch vier einzelne Sätze. Die Siebte besteht aus einem durchgehenden Satz – und bildet auf diese Weise eine Fantasie für Orchester, ein dichtes Gewebe von aufeinander bezogenen Motiven.
Ein ungleiches Paar, wie Jean Sibelius bereits 1918 in einem Brief bekannte: "Meine neuen Werke – zum Teil schon skizziert und im Plan fertig...Die Sechste Sinfonie ist wild und leidenschaftlich im Charakter. Düster mit pastoralen Kontrasten.…Die Siebente Sinfonie: Freude des Lebens und Vitalität, mit appassionato Passagen."
Diese Siebte ist in mehreren Schüben entstanden. Jean Sibelius arbeitete an ihr bereits während der Kriegsjahre 1914/1915, dann erneut 1918 und schließlich 1923/24. Formal erscheint das Werk wie eine Suche nach neuen Möglichkeiten. Dabei wendet er ein Verfahren an, das sich bereits im 19. Jahrhundert findet, aber bei Sibelius zu neuen klanglichen Ausdrucksformen geführt wird: die "Mehrsätzigkeit in der Einsätzigkeit". Was beispielsweise Franz Liszt in seiner h-moll-Klaviersonate entwickelt hat, führt Sibelius auf sinfonischem Gebiet weiter. Herkömmliche Modelle, wie das Schluss-Rondo, werden mit dem Fluss des Ganzen verschmolzen.
Das ganze Werk ist kaum länger als 20 Minuten, gilt aber gemeinhin als der Zielpunkt in Sibelius' sinfonischem Schaffen. Was zunächst wie eine weitgespannte, epische Tondichtung erscheint, entpuppt sich als eine streng gebaute, komprimierte Sinfonie mit extrem großer dynamischer Spannweite und mit genau konzipierten Höhepunkten. Uraufgeführt wurde sie am 24. März 1924 in Stockholm vom dortigen Philharmonischen Orchester mit dem Komponisten am Pult.
Jukka-Pekka Saraste erläutert markante Passagen der letzten Sinfonie von Jean Sibelius.
Eine Collage von Christoph Vratz
Redaktion: Eva Küllmer