"Fräulein Klarinette" – wenn Sebastian Manz den Spitznamen hört, den Brahms Richard Mühlfeld gegeben hat, muss er schmunzeln. "Vielleicht wegen seines weichen Tons, das weiß ich natürlich nicht. Aber man kann es auch davon ableiten, wie Brahms die Klarinette setzt. Er hat sie so positioniert, dass sie nie forcieren muss".
Mühlfeld war für Brahms eine enorme musikalische Inspirationsquelle, für ihn schrieb er auch das Trio op. 114 und die beiden Sonaten op. 120. Das Klavierquintett jedoch, erstmals öffentlich aufgeführt am 12. Dezember 1891, ist von allen diesen Stücken das kunstvollste und am dichtesten komponierte. Selbst für Brahms ist die ungeheure Ökonomie ungewöhnlich, die hier waltet: Alle Motive und Themen des Werkes lassen sich auf die ersten vier Takte des ersten Satzes beziehen. Auch durch weitere zyklische Strategien sind die vier Sätze eng aufeinander bezogen, dennoch nimmt diese Strenge nicht überhand.
"Dieses Stück hat für mich eine gesunde Symbiose aus Konstruiertem und Melodien, die spontan erscheinen. Das Musikalische und Musikantische in diesem Stück ist hervorragend vereint“, meint Sebastian Manz. Zwar ist das Quintett locker orientiert an den Vorbildern von Wolfgang Amadeus Mozart und Carl Maria von Weber. Die Stimmung aber ist bittersüß und melancholisch. Die Tonart h-moll verweist auf den Tod.
Mit dem Danish String Quartet spielte Sebastian Manz das Klavierquintett 2011 zum ersten Mal. Die Musiker harmonierten so gut, dass bald eine CD-Aufnahme folgte. Sebastian Manz erläutert, an welchen Stellen besondere Herausforderungen warten – und wie meisterlich es Johannes Brahms gelang, für die Klarinette neue Ausdruckswelten zu erschließen.
Eine Collage von Markus Bruderreck
Redaktion: Eva Küllmer
Sendung
CD-Tipp
Fuchs, Brahms: Klarinettenquintette
The Danish String Quartet
Sebastian Manz (Klarinette)
Label: CAvi
Bestellnummer: 8553300